In Wäldern finden sich sehr unterschiedliche „Baum-Teams“: Manche Bestände bestehen nur aus einer Baumart, evtl. sogar aus einer Altersklasse. Andere setzen sich aus mehreren oder sogar vielen Baumarten unterschiedlicher Altersgruppen zusammen. Je größer die Biodiversität und Strukturvielfalt eines Waldes, desto stabiler, plastischer und resilienter ist das entsprechende Ökosystem.
Wichtig für entsprechende Analysen und Diskussionen ist die Kenntnis um die Definition des Begriffs „Biodiversität“. Dieser umfasst nämlich nicht nur die Vielfalt der sehr unterschiedlichen Arten, sondern auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten sowie die Vielfalt der Lebensräume.
Baumarten unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Physiologie und ihrer ökologischen Plastizität: Alter, Wuchshöhe, Blätter oder Nadeln, dicke Borke oder dünne Rinde, ihrer Licht- oder Schattverträglichkeit, Flach-, Herz- oder Tiefwurzler, Wasserbedarf, Hitze- und Kälteverträglichkeit – es gibt unzählige Unterschiede, sowohl zwischen den Arten aber auch zwischen den Individuen.
Gerade die genetische Vielfalt sowie die Struktur- und Habitatvielfalt sind von besonderer Bedeutung, wenn es um die Stabilität und Resilienz von Ökosystemen geht. Die „Bio-Diversität“ in Ökosystemen stellt nicht nur eine wichtige Risikovorsorge, sondern auch einen Resilienzvorteil dar. Sie erhöht die Chance, dass bei Umfeldveränderungen oder Katastrophen-Ereignissen das System überlebensfähig ist, da es breit aufgestellt, über verschiedene Überlebens- und Anpassungs-Optionen und damit auch über einen Plan B verfügt. Monotone, arten- und strukturarme Wälder können zwar hoch produktiv sein, sind aber höchst anfällig bei Katastrophen, Kalamitäten und Umfeldveränderungen. Wie das flächenhafte Absterben der Fichte zeigt, sind solche Bestände vor dem Hintergrund des Klimawandels stark gefährdet bis existenzbedroht und haben keine Zukunft mehr.
Diese Beobachtungen und Analysen bezüglich verschiedener Baumarten und Waldtypen lassen sich in vielerlei Hinsicht auf uns Menschen übertragen, sind wir doch als „Säugetiere“ nicht nur ein Bestandteil der Biodiversität, sondern ähneln in unserem Verhalten als Gruppen wie auch als Individuen oftmals in frappierender Weise unseren wildlebenden Verwandten. Die naturwissenschaftliche Definition und Differenzierung von Biodiversität gilt daher auch für uns Menschen.
Diversity-Management bedeutet zunächst ja nichts anderes, als die individuelle Vielfalt der Menschen zu erkennen, zu managen und möglichst in einer dem System förderlichen Art und Weise zu nutzen. So arbeiten Teams an komplexen Fragestellungen dann effektiv und erfolgreich, wenn sie aus einer Vielzahl heterogener Persönlichkeits- und Rollentypen bestehen und dadurch im Rahmen kooperativen Arbeitens auch heterogene Sichtweisen und Kompetenzen einbringen können.
Je nach Projekt und Fragestellung ist natürlich zu unterscheiden, ob eher eine Gruppe aus Spezialisten, aus Generalisten oder eine gemischte Gruppe die Thematik am erfolgreichsten bearbeiten kann. Auch in der Natur leben Spezialisten und Generalisten oft nebeneinander und miteinander im Ökosystem und können dadurch den Lebensraum und dessen Ressourcen effizient und ohne unnötig große Konkurrenz nutzen.
Diversität im Team zu fördern und dadurch Diversity-Merkmale wie Geschlecht, Ethnie, Alter, Behinderung, sexuelle Orientierung und Religion vielfältig und gezielt einzusetzen kann je nach Art der Herausforderung erhebliche Vorteile im Vergleich zu monostrukturellen Organisationen und Teams bringen. Wie im Ökosystem Wald ist auch das Ökosystem der Menschen in der jeweiligen Organisation oder im Team stabiler, flexibler und resilienter, wenn es möglichst divers ist. Aktiv Diversität im Team zu fördern, trägt dazu bei, mehrdimensional, interdisziplinär und auch außerhalb der eingefahrenen Argumentationsmuster zu denken und zu planen.
Dies erklärt auch die Nachhaltigkeitsrelevanz von Bio-Diversity- Management: Vielfalt ist nicht nur ein in der Evolution bewährter, für das Überleben existenzieller Wert an sich. Vielfalt trägt auch dazu bei, komplexe Probleme besser zu durchdringen, zu verstehen und passende und möglichst langfristig tragbare Lösungen zu entwickeln.