Viele Unternehmen streben zunehmend danach, gesellschaftliche Verantwortung durch nachhaltiges Wirtschaften zu übernehmen, was auch als Corporate Social Responsibility (CSR) bezeichnet wird. Es ist allgemein akzeptiert, dass CSR sich positiv auf Unternehmenskennzahlen auswirkt, bspw. auf den Firmenwert.
Gleichzeitig kommt es immer wieder vor, ob ungeplant oder geplant, dass Unternehmen auch unverantwortlich handeln (Corporate Social Irresponsibility, CSI). Dieses Handeln kann die positiven Effekte von CSR mindern.
Die CSI-Kompensationsanalyse nach Lenz und Ko-Autoren bewertet im Bereich des Nachhaltigkeitsmanagements, wie unverantwortliches Handeln durch geeignete Maßnahmen ausgeglichen werden sollte, um damit die positiven Auswirkungen von Corporate Social Responsibility-Aktivitäten möglichst beizubehalten. Die Ergebnisse der Analyse ermöglichen es Unternehmen, zu verstehen, wie CSR-Aktivitäten am effektivsten eingesetzt werden können, um mögliche Schäden durch CSI zu minimieren oder auch wie CSR am wirkungsvollsten CSI kompensieren kann.
Die CSI-Kompensationsanalyse basiert auf der Erkenntnis, dass CSR-Aktivitäten grundsätzlich die positiven Beziehungen zu den verschiedenen Interessengruppen (Stakeholdern) stärken. Allerdings zeigt sich, dass die Mehrzahl aller Unternehmen in der empirischen Untersuchung auch in unverantwortliches Handeln verwickelt sind, was dazu führen kann, dass Stakeholder die CSR- Aktionen als unglaubwürdig betrachten und somit mögliche Zielvariablen beeinträchtigt werden.
Die Ergebnisse der Studie ermöglichen, diesen Zusammenhang genauer zu verstehen und Wege aufzuzeigen, wie CSR die negativen Auswirkungen von CSI kompensieren kann. Es wird festgestellt, dass die positive Wirkung von CSR erheblich abgeschwächt wird, wenn CSI im Unternehmen vorhanden ist. Dies weist darauf hin, dass es notwendig ist, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die negativen Auswirkungen von CSI zu kompensieren – falls die Unterlassung von CSI situativ nicht möglich ist.
Eine quantitative Studie, die Auswirkungen von CSR- und CSI- Maßnahmen auf den Firmenwert von über 10.000 Unternehmen überprüfte, ergab praktische Evidenz, dass CSR-Maßnahmen manchmal unwirksam sind oder sogar nach hinten losgehen können – und dies insbesondere bei Unternehmen, die CSR betreiben, wenn vorab CSI stattfand, da ihre nachfolgenden CSR-Engagements zu negativen Reaktionen der Stakeholder führen können.
Für Manager ergeben sich daraus handlungsrelevante Strategien. Erstens sollten Manager CSI nach Möglichkeit vermeiden. Wenn CSI jedoch auftritt, deuten die Ergebnisse darauf hin, dass es hilfreich sein kann, nicht alle CSR-Aktivitäten in einen Topf zu werfen, sondern Ressourcen auf jene Handlungen zu konzentrieren, die finanziell belohnt werden.
Weiter wurde untersucht, ob CSR-Aktivitäten, die in denselben Bereichen wie CSI durchgeführt werden (Same-Domain CSR), oder in anderen Bereichen (Other-Domain CSR) effektiver sind.
Also könnte ein Tabakhersteller sich bspw. entscheiden, die Schäden durch das Rauchen mit dem Unterstützen von Lungenkliniken auszugleichen (Same-Domain CSR) oder mit nicht verwandten Maßnahmen wie der Aufstellung von Solaranlagen (Other-Domain CSR). Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Other-Domain CSR generell positiv ist, während Same-Domain CSR je nach spezifischem Kontext den Unternehmenswert entweder schädigt oder fördert – hier ist kein stabiles Muster zu erkennen. Alles in allem sollten Manager deshalb Other-Domain CSR gegenüber Same-Domain CSR bevorzugen, da es konstant positive Auswirkungen hat.