Bei einer digitalen Transformation ist ein wichtiger Entwicklungsschritt die Verwandlung der Lieferkette in ein digitales Netzwerk. Die aktuelle Grundannahme einer linearen und sequenziellen Kette mit einer statischen Abfolge der Phasen Design, Plan, Source, Make und Deliver ist nicht mehr zeitgem… Wie lässt sich ein digitales Lieferantennetzwerk (engl. Digital supply networks) am besten beschreiben?
• Es ist ein offenes System mit vielen Querverbindungen in den Wertschöpfungsstufen.
• Unternehmen steuern mehrere Liefernetzwerke. Das bedeutet beispielsweise, dass jeweils ein Netzwerk für Gussteile, Kunststoffelemente, Technische Baugruppen und ähnliches existiert.
• Die Verknüpfungen zwischen den Wertschöpfungsstufen werden von einem Digital Core zusammengehalten.
• Innerhalb des digitalen Kerns werden die Daten gesammelt, analysiert und Handlungsempfehlungen entworfen.
• Vollständige Transparenz bis in die letzte Stufe der Supply Chain wird in Echtzeit bereitgestellt und messbar gemacht.
Es existiert dann ein digitales Liefernetzwerk, laut Deloitte, wenn die folgenden 5 Merkmale realisiert wurden:
1. „Always on“-Agilität: Die digitalen Liefernetzwerke ziehen fortwährend Daten – traditionelle und solche, die auf Sensoren und anderen ortsbezogenen Tools basieren. Diese Datengrundlage ermöglicht eine integrierte Sicht auf das Netzwerk und schnelle Antworten auf sich verändernde Situationen ohne Latenzen. 2. Connected Community: Nahtlose und multimodale Echtzeit- Kommunikation verbessert die Zusammenarbeit mit Zulieferern, Partnern und Kunden. Die gesamte Wertkette profitiert von zentralisierten, standardisierten und synchronisierten Daten. 3. Intelligente Optimierung: Menschen und Maschinen arbeiten nicht nur reibungslos zusammen, sondern lernen voneinander. Das geht einher mit datengetriebenen Analysen, die Entscheidungsfindung und Ergebnisse optimieren. 4. Völlige Transparenz: Sensoren und ortsbezogene Services sorgen für sofortige Sichtbarkeit auch von kritischen Aspekten. Möglich werden dadurch die Verfolgung des Materialflusses, die Synchronisierung von Terminplänen, ein Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage sowie finanzielle Vorteile. 5. Ganzheitliche Entscheidungen: Besser informierte Entscheidungen werden möglich, weil über alle funktionalen Silos hinweg Informationstransparenz herrscht.
Die Vorteile der Unternehmen liegen auf der Hand:
• Unternehmen können neue Leistungsniveaus durch eine höhere betriebliche Effizienz und Effektivität
• Durch ein stärker auf den Kunden bezogenes Netzwerk können neue Umsatzmöglichkeiten geschaffen werden
• Wenn Unternehmen ihr gesamtes Liefernetzwerk nutzen, schrumpfen die traditionellen Barrieren
• Mittels Informationsbewertung in dem gesamten Netzwerk lassen sich Risiken oder Schwächen deutlicher schneller eliminieren
• Globale Effekte wie Pandemien lassen sich früher antizipieren und die Netzwerke lassen sich umlenken
Die Erstellung eines digitalen Liefernetzwerks ist somit nicht nur ein unternehmerischer Vorteil, sondern auch auf kurz oder lang umzusetzen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Hinzu kommt, dass die Transparenz in der Supply Chain sogar eine regulatorische Notwendigkeit wird. Hier sind die Effekte des neuen Sorgfaltspflichtengesetz einzubeziehen (siehe Sorgfaltspflichtengesetz – Regulatorik vs. Wettbewerbsvorteil, Sustaining Values (pwc.de)).
