Menschen tendieren dazu sich auf das Sichtbare, das Geschehene, das Erlebbare zu konzentrieren. Alle drei Gegebenheiten haben einen direkten Einfluss darauf, wie wir die Welt wahrnehmen. Im Kontext der Nachhaltigkeit greift jedoch die alleinige Betrachtung solcher Events viel zu kurz. Oft zeigen sie uns nur die Symptome, während die eigentlichen Hintergründe im Verborgenen bleiben. Ähnlich einem Eisberg sehen wir nur die Spitze, während bis zu 90 Prozent unter Wasser liegen.
System Thinking hat den Anspruch, Probleme nicht nur als er- fahrbare Ereignisse und Symptome zu verstehen, sondern systematisch verschiedenen Elemente daraufhin zu analysieren, wie sie miteinander verbunden sind. Dies ist äußerst herausfordernd, da man die unzähligen Verstrickungen auf den ersten Blick oft nicht sehen kann. Schafft man es jedoch, die Relationen zwischen den Elementen aufzuzeigen, sind hilfreiche Antworten auf das ursprüngliche Problem in greifbarer Nähe. Es gilt somit, zuerst die Hintergründe eines Problems zu verstehen, bevor man sich an mögliche Lösungen macht.
Das Eisberg-Modell ist eine wichtige Methode des System Thinking. Es ermöglicht uns eine strukturierte Herangehensweise, um Events und Problemstellungen in ihre Elemente zu zerlegen und miteinander in Beziehung zu setzen. Dabei stellt das Modell sicher, dass bestehende blinde Flecken aufgedeckt und deren Einfluss sichtbar gemacht werden. Das Modell besteht aus einer sichtbaren und 3 verborgenen Ebenen:
Ereignisse: Diese Ebene beinhaltet die sichtbaren und erfahrbaren Ereignisse. Wir können sie beobachten, gemeinsam darüber sprechen und uns dazu austauschen. Ein beobachtbares Ereignis ist bspw. eine Überschwemmung, oder auch die Plastikverschmutzung an einem Badestrand. Das Eisbergmodell zeigt uns jedoch, dass wir das Problem nicht mit einem alleinigen Fokus auf die Ereignisebene lösen können.
Sichtbar
–
verborgen
Patterns: Wenn wir die beobachteten Ereignisse analysieren, fallen uns meist Regelmäßigkeiten oder ähnliche Vorkommnisse auf. Dies hilft uns, erste Beziehungen zu beschreiben, welche in der Patternebene aufgeführt werden. Somit können wir negative Patterns abschwächen und positive Patterns weiter stärken
Strukturen: Auf dieser Ebene stellen wir uns die Frage, was fördert die identifizierten Patterns? Mögliche Strukturen, die gewisse Patterns begünstigen, können physikalischen, organisationalen, regulatorischen oder rituellen Ursprungs sein. Wichtig ist es dabei auch zu verstehen, welche Akteure, menschliche als auch nicht-menschliche, Handlungsmacht über die identifizierten Strukturen haben. Das heißt, wer hat die Strukturen etabliert und kann diese auch wieder verändern?
Mental Models: Als letzte und tiefste Ebene untersuchen wir die mentalen Modelle. Dazu gehören die Attitüden, Überzeugungen, Werte und normativen Vorstellungen, welche die prägenden Strukturen eines Kontextes überhaupt erst ermöglichen, legitimieren und erhalten. Diese mentalen Modelle bilden gemeinsam die Ebene, welche am schwierigsten zu verändern ist, gleichzeitig aber auch den nachhaltigsten Einfluss auf die darüberliegenden Ebenen hat.
Zusammen bilden die vier Ebenen das Eisberg-Modell. Dabei ist jeweils nur die erste Ebene sichtbar. Die restlichen drei Ebenen müssen aktiv exploriert und verhandelbar gemacht werden.