In der Welt von heute ist es unerlässlich, dass Unternehmen nicht nur ihre wirtschaftliche Leistung im Auge behalten, sondern auch ihre sozialen und ökologischen Auswirkungen. Hier setzt das Nachhaltigkeitscontrolling an: Es integriert Nachhaltigkeitsaspekte in die betriebswirtschaftliche Steuerung und unterstützt damit Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und kontinuierlich zu verbessern. Es überbrückt die Lücke zwischen strategischem Nachhaltigkeitsmanagement und operativer Umsetzung. Das Nachhaltigkeitscontrolling stellt eine Weiterentwicklung des klassischen Controllings dar.
Die Hauptaufgaben des Nachhaltigkeitscontrollings sind die Definition und Auswahl von Nachhaltigkeitsindikatoren, die Sammlung und Analyse von Nachhaltigkeitsdaten, die Integration dieser Daten in Berichtsformate und die Nutzung dieser Daten zur strategischen Entscheidungsfindung.
Normative, strategische und operative Perspektive
Im Rahmen des Nachhaltigkeitscontrollings können drei unterschiedliche Perspektiven unterschieden werden: die normative, die strategische und die operative Perspektive. Sie helfen dabei, Nachhaltigkeitsziele auf unterschiedlichen Ebenen des Unternehmens zu definieren und umzusetzen.
1. Normative Perspektive: Auf dieser Ebene geht es um die grundlegenden Werte und Prinzipien, die ein Unternehmen in Bezug auf Nachhaltigkeit vertritt. Das können z.B. ethische Grundsätze sein, die in der Unternehmensphilosophie verankert sind, oder langfristige Nachhaltigkeitsziele, die das Unternehmen verfolgt. Die normative Perspektive definiert also den „großen Rahmen“, innerhalb dessen sich alle weiteren Aktivitäten be- wegen und integriert Nachhaltigkeit in Vision und Mission des Unternehmens.
2. Strategische Perspektive: Auf der strategischen Ebene geht es um die Frage, wie die normativen Nachhaltigkeitsziele in konkrete Unternehmensstrategien übersetzt werden können. Das kann z.B. die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle umfassen, die auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind, oder die Anpassung bestehender Geschäftsprozesse, um sie nachhaltiger zu gestalten. Die strategische Perspektive hilft dabei, die langfristigen Ziele aus der normativen Perspektive in mittelfristige Strate- gien zu übersetzen.
3. Operative Perspektive: Auf der operativen Ebene geht es schließlich um die konkrete Umsetzung der Strategien im Tagesgeschäft. Das kann z.B. die Implementierung spezifischer Maßnahmen zur Energieeinsparung umfassen oder die Schulung von Mitarbeitern in Bezug auf nachhaltiges Verhalten. Die operative Perspektive konzentriert sich auf die kurzfristige Umsetzung der Strategien und die Erreichung spezifischer Nachhaltigkeitsziele.
Insgesamt tragen diese drei Perspektiven dazu bei, dass Nachhaltigkeit auf allen Ebenen des Unternehmens verankert wird – von den grundlegenden Werten und Prinzipien über die strategische Ausrichtung bis hin zur operativen Umsetzung im Tagesgeschäft.
Interaktion zwischen Nachhaltigkeitscontrolling und Rechnungswesen
Im Zuge der Nachhaltigkeitsberichterstattung müssen Unternehmen eine Vielzahl von Umwelt-, Sozial- und Governance-Daten (ESG-Daten) erheben und verarbeiten. Diese Daten fließen oft in das traditionelle Rechnungswesen ein, wo sie neben den Finanz- daten ausgewertet und analysiert werden:
• Erweiterung traditioneller Bilanzen: Im Nachhaltigkeitscontrolling wird oft eine „erweiterte“ Sicht auf die Bilanz eines Unternehmens genommen. Neben den finanziellen Aspekten werden auch die ökologischen und sozialen Auswirkungen der Geschäftsaktivitäten berücksichtigt. Dies kann dazu führen, dass Aspekte wie z. B. CO2-Fußabdruck, Wasserverbrauch oder soziale Auswirkungen in finanzielle Kennzahlen übersetzt und in die Bilanz integriert werden.
- Nachhaltigkeitsbudgets: Ein weiteres Element des Nachhaltigkeitscontrollings kann die Erstellung von Nachhaltigkeitsbudgets sein. Hierbei werden spezifische finanzielle Ressourcen für Nachhaltigkeitsaktivitäten reserviert und ihre Verwendung kontrolliert. Auch hier spielen die Prinzipien des Rechnungswesens eine wichtige Rolle.
- Risikomanagement: Das Nachhaltigkeitscontrolling kann dazu beitragen, Risiken zu identifizieren und zu bewerten, die sich aus Nachhaltigkeitsaspekten ergeben. Diese Risiken können finanzieller Natur sein (z.B. steigende Rohstoffpreise aufgrund von Umweltauflagen) oder nicht-finanzieller Natur (z.B. Reputationsrisiken aufgrund von Verstößen gegen Menschenrechte). Das Rechnungswesen spielt eine zentrale Rolle bei der Quantifizierung und Bewertung dieser Risiken.
- Insgesamt erweitert das Nachhaltigkeitscontrolling das traditionelle Rechnungswesen um die Dimension der Nachhaltigkeit. Es trägt dazu bei, dass Unternehmen sowohl ihre finanzielle Performance als auch ihre Performance in Bezug auf Nachhaltigkeit effektiv steuern und kontrollieren können.