Neben unseren Kunden ist ein wichtiger Faktor, der in der Vergangenheit oftmals ausgeblendet wurde, der Platz, auf dem wir leben, der Planet Erde. Die Erde als Lieferant von Rohstoffen und Ressourcen, der Ort an dem das äußerst komplexe System der Natur für uns Menschen eine Lebensgrundlage schafft. Mittlerweile erkennt die Mehrheit der Menschheit im zunehmenden Maße, dass die Ressourcen endlich sind und gleichzeitig die Natur sehr fragil ist. Die Erkenntnis, dass die Erde planetarische Grenzen hat, muss uns alle dazu bewegen diese Grenzen zu akzeptieren, unser Verhalten und unsere Wirtschaft entsprechend anzupassen und schonend mit dem umzugehen, was uns gegeben ist. „Business as usal“ ist keine Option.
Unternehmerisch müssen wir dieser Erkenntnis nicht nur aufgrund der zunehmenden Regularien, sondern auch als Teil des Gesamtsystems Rechnung tragen und Verantwortung dafür übernehmen, dass Ressourcen auch in Zukunft vorhanden sind und das Wirtschaften an diese planetarischen Grenzen angepasst wird.
Das Planet Centric Design Toolkit (PCDT) ist eine Sammlung von Werkzeugen, die von der “Impossible Labs” erstellt wurden. Es handelt sich um eine Methodik zur Gestaltung von Produkten und Dienstleistungen, die den Planeten nicht schädigen und sogar helfen können, diesen zu regenerieren. Somit ist das PCDT ein wertvolles Instrument, um die unternehmerische Verantwortung in reale Nachhaltigkeit umzusetzen.
Das Toolkit ist dabei angelehnt an die LEAN-Methodik (siehe Womack, Jones). PCDT ist also eine Weiterentwicklung dieser erfolgreichen unternehmerischen Methode, um nun auch bei der Schaffung von Konzepten zu helfen, die darauf abzielen die Auswirkungen von Produkten und Dienstleistungen auf den Planeten zu minimieren. Eine Forderung der Methodik ist dabei, dass diese sowohl wünschenswert als auch profitabel sind.
Die Werkzeuge des PDCT können jedes für sich einzeln genutzt werden. Nacheinander angewendet ergeben sie einen aufeinander aufbauenden und abgeschlossenen Entwicklungsprozess, den „Pla- net Centric Design Process“.
Als ein solcher Prozess stellt das PCDT also eine Vorgehensweise dar, bestehend aus sechs Stufen. Dieser zielt darauf ab, den gesamten Lebenszyklus eines Produkts oder einer Dienstleistung zu betrachten und nachhaltige Entscheidungen zu treffen.
Die sechs Stufen des Planet Centric Design Process:
ASSESS: In der Analyse-Phase erfolgt eine Aufnahme und Bewertung der aktuellen Situation. Es werden Beteiligte, deren Ziele und Bedürfnisse aufgenommen und analysiert, ob und wie diese im Vergleich zur IST-Situation auf nachhaltigere Art und Weise adressiert werden können. Kontext-Informationen des zu entwickelnden Produkts oder der Dienstleistung, der Markt, und die Nutzerbedürfnisse werden gesammelt und die bestehenden Umweltauswirkungen analysiert.
ALIGN: In diesem Prozessschritt werden aus den unternehmerischen Möglichkeiten sinnhafte und zukunftsfähige Ziele und Maßnahmen abgeleitet, angelehnt an die SDGs der UN. Hierbei werden die planetarischen Grenzen berücksichtigt, innerhalb derer sich menschliche Aktivitäten bewegen sollten, um eine nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten. Es werden die Aus- wirkungen des Produkts oder der Dienstleistung auf Aspekte wie den Klimawandel oder den Verbrauch natürlicher Ressourcen bewertet.
ENVISION: In dieser Phase werden verschiedene Ansätze für ein deutlich nachhaltigeres Wirtschaften entwickelt. Es wird erarbeitet, wie das Geschäftsmodell sich verändern muss und welche Eigenschaften Produkte und Services haben müssen, um den Anforderungen aller Beteiligten in der Zukunft zu genügen. In diesem Schritt werden also verschiedene Systeme analysiert, in die das Produkt oder die Dienstleistung eingebettet ist, sowie deren Wechselwirkungen, Abhängigkeiten und potenzielle Auswirkungen auf andere Bereiche des Systems identifiziert.
DESIGN: In der Design-Phase werden Aspekte der Nachhaltigkeit aus technologischen, produktspezifischen und marketingspezi- fischen Gesichtspunkten erarbeitet. Dies führt zu nachhaltigeren oder neuen Produkten oder auch zu neuen Geschäftsfeldern. Dabei werden die Nachhaltigkeitsziele definiert, die das Produkt oder die Dienstleistung erreichen soll. Diese Ziele können bspw. den Einsatz erneuerbarer Energien, die Reduzierung von Treibhausgasemissionen oder die Förderung sozialer Gerechtigkeit umfassen.
TEST: Während der Implementierung dreht sich alles darum, ein Produkt nicht nur reif für den Markt, sondern auch zukunftsfähig und für jeden Kunden nutzbar zu gestalten. In diesem Schritt werden verschiedene Lösungsansätze entwickelt, um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Es können innovative Technologien, Designänderungen, Änderungen in der Lieferkette oder neue Geschäftsmodelle in Betracht gezogen werden.
MEASURE: Schließlich werden die entwickelten Lösungsansätze bewertet und anhand vordefinierter Kriterien ausgewählt. Dabei werden die Auswirkungen auf die Nachhaltigkeitsziele, die Machbarkeit, die Kosten und andere relevante Faktoren berücksichtigt. In dieser letzten Phase werden die Maßnahmen für die Umsetzung sowie deren Steuerung definiert. So wird sichergestellt, dass die gesetzten Ziele erreicht werden.
Das Planet Centric Design Toolkit hat in Bezug auf das Erreichen von Nachhaltigkeitszielen den Vorteil, dass es einen umfassenden Ansatz bietet, um die Auswirkungen von Produkten und Dienstleistungen auf den Planeten zu minimieren. Durch die Berücksichtigung des gesamten Lebenszyklus und seiner Abhängigkeiten sowie die integrale systematische Analyse können potenzielle negative Auswirkungen frühzeitig identifiziert und Alternativen entwickelt werden. Dies kann zu einer Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks, zur Förderung erneuerbarer Ressourcen und zur Verbesserung der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit führen. Darüber hinaus kann die Makromethode einem Unternehmen helfen, neue und nachhaltige Geschäftsmöglichkeiten zu entwickeln sowie Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung zu fördern.