Die Planetary Value Chain ist eine Weiterentwicklung der User Journey, einer etablierten und äußerst wirkungsvollen Methode der Designpraxis. Diese schafft es, komplexe Zusammenhänge und Interaktionen über die Zeit darzustellen. Dabei geht sie weit über ein statisches Verständnis von Produkten und Dienstleistungen hinaus, um die gesamte Nutzerreise aufzuzeigen.
Mit der User Journey einer Zugreise lässt sich bspw. aufzeigen, wie die ersten Kontaktpunkte in der App stattfinden, in welcher das Ticket gekauft wird. Im Schritt des Buchungsprozesses wird noch eine Sitzreservierung hinzugebucht. Weitere Schritte in der User Journey beziehen sich dann auf den Aufenthalt am Bahnhof, die Informationen zur Abfahrt auf den Anzeigetafeln und schließlich auch die eigentliche Fahrt im Zug. Letztere enthält wiederum Kontaktpunkte wie die Ticketkontrolle, Durchsagen, und schlussendlich die Ankunft am Zielort. Schon das einfache Beispiel der Zugreise zeigt, wie vernetzt viele Produkte und Dienstleistungen heutzutage sind. Es ist ein austariertes Zusammenspiel verschiedenster Elemente vonnöten, damit ein erfolgreiches Gesamterlebnis erreicht wird.
In der klassischen Anwendung haben User Journeys jedoch zwei folgenreiche Schwachstellen, welche eine erfolgreiche Verwendung im Kontext der Nachhaltigkeit erschweren: Erstens beschränken sie sich meist nur auf die direkten Kontaktpunkte, welche eine Organisation mit ihren Kunden oder Nutzerinnen hat. Damit bilden sie nur einen stark vereinfachten Ausschnitt der gesamten Wertschöpfungskette ab. Zweitens fokussieren sie sich primär auf den Wert für Nutzer oder Kundinnen und lassen andere wichtige Akteure, welche in einer planetaren Sichtwiese gleichberechtigte Stakeholder sind, außen vor.
Die Planetary Value Chain ist eine konzeptuelle Weiterentwicklung der Methode, welche den Nutzen von User Journeys auch für das Thema Nachhaltigkeit zugänglich macht. Sie ergänzt die lineare Sichtweise mit einer zirkulären Betrachtung und weiteren menschlichen und nicht-menschlichen Akteuren. Ersteres wird durch eine Erweiterung des Betrachtungszeitraums in die drei Phasen davor, während und danach erreicht. Somit werden Fragen zu nachhaltigen Lieferketten als auch der nachhaltigen Nutzung und eventuellen Rückführung aufgenommen. Die zweite Ergänzung fügt zu jedem Schritt die Frage nach den planetaren Risiken und Möglichkeiten hinzu, welche eine Verknüpfung mit den SDGs ermöglicht.
Diese beiden Ergänzungen machen die Planetary Value Chain zu einer wertvollen Methode, um Nachhaltigkeit über den gesamten Lebenszyklus eines Produktes oder Services sichtbar, verhandelbar und verbesserungsfähig zu machen.