Priming beschreibt das kognitionspsychologische Phänomen, dass Personen durch die Exposition gegenüber spezifischen Reizen in der Folge von diesen Reizen beeinflusst verändert Wahrnehmen, Denken, und Handeln. Diese Reize können dabei verschiedenster Form entsprechen: z.B. gesprochenes Wort, Musik, Gerüche sowie visuelle Reize wie Texte oder Bilder. Insbesondere letztere werden sehr subtil aufgenommen.
Die Darbietung eines Reizes (z.B. ein Bild eines Apfelbaums) ruft bei der Rezipientin Assoziationen (z.B. Natur, Nahrung, Geschmack, Kindheitsemotionen, Gartenarbeit) aus ihrem bereits vorhandenen Wissen hervor, ohne dass diese unmittelbar bewusst wahrgenommen werden müssen. Der Reiz und die Assoziationen werden jedoch auch in der Folge zu einem späteren Zeitpunkt wieder aktiviert, wenn es eine Situation gibt, in welcher der Reiz an Relevanz gewinnt. Dies beeinflusst das Denken, das Abrufen von möglichen Denkmustern und verbundenem Wissen, und in der Folge das Handeln der Person (z.B. die Entscheidung, einen Apfel, anstatt einer Birne aus einem Obstkorb zu wählen).
Durch gezieltes Priming kann nachhaltiges Handeln im Alltag, Arbeitsumfeld und spezifisch auch in Workshop-Settings unterstützt werden, ohne dieses aktiv einzufordern.
Der Ansatz erinnert an das Konzept des „Nudgings“, wobei Priming subtiler verläuft und einen weniger starken Aufforderungscharakter darstellt. Auch werden bei Priming im Vergleich zu Nudging keine direkten Handlungsalternativen durch physische Angebote (z.B. bestimmte Waren in für den Konsum attraktiver Reichweite, z.B. auf greifhöhe an der Kasse) gegeben, sondern vielmehr Synapsen stimuliert und beeinflussendes Vorwissen ver- fügbar gemacht.
Im Folgenden wird der Einsatz von Priming im Innovations- und Workshop-Kontext für nachhaltige Entwicklung beschrieben, wobei ein Fokus auf das Priming durch Bilder gelegt wird. Die Wirksamkeit in Innovationsprojekten wurde aus dem Umfeld der Agentur Protellus und des Hasso-Plattner-Instituts evidenzbasiertbestätigt.
Durch das Wissen über die Funktionsweise von Priming können Projektverantwortliche aktiv Einfluss auf das Geschehen in einem Vorhaben nehmen und subtil Denkanstöße geben. Gleichzeitig ist zu beachten, dass unbeabsichtigte, negative Auswirkungen verhindert werden sollten. So gibt es sogar empirische Hinweisedarauf, dass allein die Darbietung von alten Menschen die Gehgeschwindigkeit von Probandinnen reduzieren kann (Bargh, Chen & Burrows; 1996).