Mit den Begriffen „Schwarm“ und „Schwarmverhalten“ verbin- den sich in der Regel Bilder großer Schwärme fliegender Vögel, Heuschrecken oder Bienen, aber auch Bilder von Fischschwärmen sowie von Ameisen und Termiten vor ihren Bauten. Bei Säugetieren, die sich wie Hirsche, Gnus, Zebras, Gazellen oder Rentiere ebenfalls in großen Verbänden organisieren, spricht man von Herden, bei Raubtieren wie Wölfen und Hyänen von Rudeln. Allen gemein ist die Tatsache, dass diese Tiere als Schwarm oder Gruppe kollektiv handeln, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Und dass sie – vielfach ohne jede individuelle Planung und zentrale Steuerung – wie ein „Super-Organismus“ hochkomplexe Aufgaben bewältigen können. Dabei funktioniert ein Schwarm ähnlich wie ein Sensorensystem. Jedes Tier empfängt in diesem System Infor- mationen und verarbeitet diese unabhängig von den Artgenossen, orientiert sich aber gleichzeitig an den Tieren in seiner Umgebung.
Schwarmverhalten findet sich aber nicht nur in der Natur, sondern auch bei uns Menschen. Bilder aus Fußball–Stadien, von Open– Air–Konzerten, vom Karneval, von Demonstrationszügen oder in Form von Warteschlangen vor berühmten Sehenswürdigkeiten erinnern vielfach stark an Bilder großer Schwärme oder Herden in der Natur. Entsprechend wird der ursprünglich aus der Bio- logie stammende Begriff „Schwarmintelligenz“ nicht nur für das Verhalten von Schwärmen und Herden im Tierreich verwendet. Unter den Synonymen „Gruppen-Intelligenz“ oder „kollektive Intelligenz“ findet er sich unter Bezug auf uns Menschen zunehmendauch in Unternehmensstrategien, im Innovationsmanagement, im Bereich der digitalen Transformation und bei Start-ups. Auch Menschen profitieren als soziale Wesen stark von der Schwarmintelligenz. Nicht zuletzt aufgrund ihrer Fähigkeit, in großen durchorganisierten Gruppen zu kooperieren, waren sie evolutionär erfolgreich. Dies spiegelt sich auch in Redewendungen wie „Gemeinsam sind wir stark“ wider. Weitere Ausführungen dazu finden sich in der Methodenbeschreibung „Mehrwert Schwarm- intelligenz“.
Die Gruppenübung „Schwarmverhalten“ eignet sich als Transferübung für Seminare und Workshops mit den Themen Führung, Beteiligung, Identifikation und Information. Zu Beginn der Übung wird das Thema „Schwarmverhalten“ an konkreten Räuber-Beute Beispielen aus der Natur erläutert und diskutiert. Anschließend geht es darum, als Gruppe vorgegebene Schwarmregeln in einer Übung umzusetzen und das Agieren im Schwarm zu erleben. Nach der Übung tauschen sich die Teilnehmer über ihr eigenes Schwarmverhalten aus, reflektieren ihre Interaktion, analysieren die praktizierten Schwarmregeln und machen sich die Möglichkeiten und Grenzen eines Schwarms bewusst.
Die abschließende Transferdiskussion befasst sich mit der Relevanz der mit der Übung gewonnenen Schwarmerkenntnisse im eigenen Alltag und den Möglichkeiten, diese in die berufliche Praxis und den persönlichen Alltag zu übertragen. Dabei sollen auch die Problemfelder „Schwarmdummheit“, „Schwarmignoranz“und „Gruppenzwang“ nicht ausgeklammert, sondern aktiv anmoderiert und diskutiert werden. Am Ende geht es um die Identifikation der notwendigen Maßnahmen, um das im Schwarmverhalten inhärente Optimierungspotenzial für die eigene Organisation erschließen zu können.
Die Nachhaltigkeitsrelevanz dieser Übung besteht vor allem in der Erkenntnis, dass ein Schwarm dann erfolgreich ist, wenn er zum Nutzen des Kollektivs Individualität, Kollaboration und Diversität gleichermaßen nutzt und zulässt sowie gleichzeitig Umsicht, Vorsicht und Rücksicht praktiziert. Diese Merkmale einer erfolgreichen Schwarmstrategie können durchaus auch als Eckpunkte eines Handlungsrahmens für Nachhaltigkeitskonzepte gesehen werden.