Sustainable Design Thinking

Sustainable Design Thinking

Sustainable Design Thinking bezeichnet einen Ansatz, welcher das klassische Design Thinking konsequent für den Einsatz für nachhaltige (soziale, ökologische und ökonomische) Entwicklung weiterdenkt.

Sustainable Design Thinking ist als ganzheitliche und für nachhaltige Entwicklung optimierte Umsetzung des Design Thinking- Ansatzes zu verstehen.

Geprägt wurde der Begriff im deutschsprachigen Raum auf Initiative von Kilian Karg und von einer interdisziplinären Gruppe von Absolventinnen und Absolventen der School of Design Thinking des Hasso-Plattner-Instituts. Erste Schulungen und Projekte zu dieser für den Bereich nachhaltige Entwicklung sensibilisiertenAuffassung von Design Thinking wurden seit 2016 von der Gruppe unter dem Projekttitel und späteren Firmennamen Protellus durchgeführt. Darüber hinaus beschäftigen sich seit geraumer Zeit Forschungsarbeiten mit ethischen Aspekten im Kontext von Design Thinking.

Teil des Sustainable Design Thinking-Ansatzes ist eine Offenheit gegenüber unterschiedlichen Interpretationen. Vorausgesetzt wird dabei jedoch eine bewusste Abgrenzung von zuvor nicht klarer Positionierung des Design Thinking-Ansatzes gegen nicht nachhaltige Praktiken und Ergebnisse, sowie dahinter liegendem nicht eindeutig nachhaltigkeitsorientiertem strategischem und methodischem Vorgehen.

Während klassisches Design Thinking seit vielen Jahren als stehender Begriff existiert, ist die Auslegung dessen, was es ist, nicht allgemeingültig definiert. Ausgehend von den prägenden Institutionen der HPI School of Design Thinking in Potsdam und der d.School der Stanford Universität, etablierten sich jedoch weitgehend allgemeingültig anerkannte Eckpunkte des klassischen Design Thinking Ansatzes. Kernpunkte dieses Ansatzes, um Nutzerverständnis aufzubauen, neue Ideen zu entwickeln und zu testen sind:

  • ein schrittweises, agiles und iteratives Vorgehen, oft unter enger zeitlicher Taktung,
  • arbeiten in multidisziplinären und interkulturellen Teams,
  • eine Arbeitsumgebung und Arbeitsmaterialien, welche agiler Teamarbeit und menschlichen Bedürfnissen angemessen sind.

Zielsetzung von Design Thinking-Projekten sind in klassischer Betrachtung Lösungen, welche folgende Kriterien zu erfüllen haben:

  • technisch machbar
  • wirtschaftlich profitabel
  • von Nutzerinnen erwünscht

Eine methodische Offenheit ist dabei stets erwünscht, bietet aber neben großen Vorteilen (wie der möglichen Weiterentwicklung zu Sustainable Design Thinking) auch Risiken in Durchführung, Kommunikation, Qualitätsmanagement und Werteverständnis. Diese Voraussetzungen können weiterhin zu „Design Desastern“ führen. Der oben beschriebene „klassische“ Design Thinking-Ansatz ist zur Gestaltung von Lösungen derart konzipiert und eingesetzt, dass insbesondere eine hohe Funktionalität und Markttauglichkeit als Ergebnis im Fokus steht. Dies bietet einerseits beachtliches Potenzial, positive Veränderungen in eine sich schnell verändernde, immer komplexere Welt zu bringen. Ein häufiger Kritikpunkt ist aber insbesondere, dass der Ansatz bei Produktentwicklungen zu verstärktem, ressourcenintensivem Konsum führen, oder risikobehaftete Systeminnovationen erzeugen kann.

Sustainable Design Thinking:

Ein nutzerzentrierter Ansatz zur Identifikation und Lösung komplexer Probleme in einem iterativen und agilen Prozess
in diversen Teams.

Die Arbeitsweise hat das Ziel einer strategischen Entwicklung
von nachhaltigen Handlungsalternativen, welche von Bedarfstragenden akzeptiert werden.

Es Bedarf für den Einsatz im Nachhaltigkeitsbereich und für eine ethische Orientierung gezielte Anpassungen des Ansatzes, hin zu einem ganzheitlichen Sustainable Design Thinking.

Dies wirkt sich in der Praxis aus auf

  • Projektplanung,
  • Schaffung eines Nachhaltigkeits-Mindsets,
  • gezielte und klare Formulierung eines Anspruchs auf nachhaltige Ergebnisse,
  • Zusammenstellung von Innovationsteams mit belastbarem Wissen und Sensibilisierung für Nachhaltigkeit,
  • Anpassung des Innovationsprozess und Integration von Nachhaltigkeitchecks,
  • Erweiterung und gezielte Auswahl von Tools und Methoden,
  • Steigerung der Chancen auf langfristige Implementierung.

Sustainable Design Thinking als ganzheitlicher Ansatz bedient sich dabei der Stärken von Desing Thinking und baut auf Bestehendem auf. Dabei ist Nachhaltigkeit in seiner Namensgebung zweideutig zu verstehen. Zuerst in der klaren Fokussierung auf Nachhaltigkeit im Verständnis des Drei-Säulen Modells, des Brundtland-Berichts und der 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung. Zudem wird verstärkt darauf geachtet, dass Ergebnisse aus Entwicklungsprozessen und Workshops nicht nur konzeptionelle Visionen bleiben, sondern umsetzungsfähige und integrierbare Maßnahmen darstellen. Insbesondere der Einbindung von Stakeholdern und Expertinnen in den Design-Prozess kommt eine besondere Stellung zu. Sustainable Design Thinking begibt sich dadurch auch verstärkt in das Feld der partizipativen und co-creativen Ansätze.Dies umfasst neben klassischer Nutzerintegration und dem Aufbau von Nutzerverständnis das gesteigerte Involvieren von

  • einem breitem Stakeholder-Umfeld sowie relevanten Institutionen für eine ganzheitliche Nutzerzentrierung und zur Stärkung der Implementierung (Partizipativer Ansatz),
  • Expertinnen, insbesondere mit fundiertem Nachhaltigkeitswissen, um Wesentlichkeit und intendierte Effektivität zu gewährleisten.

Sustainable Design Thinking eignet sich so als ganzheitlicher Ansatz nicht nur für die Entwicklung von Produktinnovationen, sondern auch besonders gut für die co-creative Schaffung von Systeminnovationen. Auch der Einsatz im öffentlichen Sektor sowie im Umfeld staatlich finanzierter Stiftungs- bzw. philanthropie-geförderter Projektvorhaben hat sich besonders bewährt.

Als Ergebnisanspruch definiert Sustainable Design Thinking hierzu eine ganzheitliche Erwartungshaltung an nachhaltige oder regenerative Innovationen. Dieser Anspruch wird von einem vierdimensionalen Innovationsverständnis geleitet, was die Einhaltung folgender Kriterien fordert:

  • Erwünschtheit bei Nutzenden sowie den Organisationen, welche Lösungen einsetzen sollen (Akzeptanz)
  • Nachhaltigkeit in allen Aspekten (Umwelt, Soziales, Governance), im Sinne der SDGs sowie des Brundtland Reports
  • Machbarkeit unter Berücksichtigung technischer und regulatorischer Leitplanken und Möglichkeiten
  • Wirtschaftlichkeit im Markt, auch nach dem Wegfall etwaiger Fördermittel (bis zum Zeitpunkt der Zielerreichung des Vorhabens oder darüber hinaus)

Regenerative Innovationen werden dabei als Gold-Standard von Innovationen verstanden, während nachhaltige Innovationen die Grundlage dafür schaffen und als Mindestmaß gewertet werden. Die Erreichung dieser Zielsetzung erfolgt prozessgeleitet im Sinne eines „strategischen Designs“. Sustainable Design Thinking-Prozesse bedürfen projektabhängig großer Flexibilität. Ein universeller, standardisierter Ablauf sowie eine vollständig standardisierte Methodenauswahl sind kaum zielführend. Prozessgestaltung und Methodenauswahl erfolgen stets individuell.

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