Steigt man tiefer in das Thema der nachhaltigen Transformation ein, wird schnell deutlich, dass viele Herausforderungen sehr komplex und dadurch nicht einfach zu lösen sind. Komplexitätsreduktion durch Vereinfachung als häufig genutztes Werkzeug (z. B. „Umstellung auf Elektroautos als alleiniges Rezept gegen Klimawandel“) ist allerdings nicht zielführend. Ein klassisches Beispiel für übermäßige Vereinfachung im Bereich der Nachhaltigkeit ist das Konzept des „Papier ist besser als Plastik“-Arguments.
In den Anfängen der Umweltbewegung wurde häufig argumentiert, dass Papierbeutel umweltfreundlicher seien als Plastikbeutel, da Papier biologisch abbaubar ist, während Plastik sehr lange in der Umwelt verbleibt und zu Verschmutzungsproblemen führen kann. Dies führte zu einem starken Anstieg der Verwendung von Papierbeuteln in vielen Ländern. Allerdings zeigt eine genauere Analyse, dass der Produktionsprozess für Papierbeutel in vielen Fällen mehr Wasser, Energie und andere Ressourcen verbraucht als die Herstellung von Plastikbeuteln. Zudem führt die Abholzung von Bäumen für Papierprodukte zu einem Verlust von Kohlenstoffspeichern, was wiederum Auswirkungen auf den Klimawandel hat. Unter bestimmten Umständen kann die Idee „Papier statt Plastik“ also stimmen unter anderen Umständen nicht.
Systems Thinking (Systemdenken) ist ein Denkansatz, der angewendet werden kann, um das das Verhalten von komplexen und dynamischen Systemen zu verstehen. Es ermöglicht, nachhaltige Herausforderungen ganzheitlich zu betrachten und dadurch bessere Entscheidungen für die erfolgreiche Transformation der Organisation zu treffen.
Systems Thinking geht auf Barry Richmond (1987) und wurde vor allem durch die Arbeit von Peter Senge bekannt. Es fokussiert darauf, die Eigenschaften des Systems zu verstehen, anstatt nur Symptome zu lösen.
Kernprinzipien sind neben dem ganzheitlichen Ansatz:
- Interdependenzen: Im Systemdenken wird anerkannt, dass die Elemente eines Systems nicht isoliert existieren, sondern in einem Netzwerk von Beziehungen miteinander verbunden sind.
- Feedback-Schleifen: Ein zentrales Konzept des Systemdenkens sind Feedback-Schleifen. Sie beschreiben, wie Aktionen innerhalb eines Systems zu Reaktionen führen können, die wiederum die ursprünglichen Aktionen beeinflussen
- Ursache und Wirkung: In komplexen Systemen sind die Beziehungen zwischen Ursache und Wirkung oft nicht linear. Eine kleine Änderung an einer Stelle kann große Auswirkungen an einer anderen Stelle haben oder umgekehrt.
Anstatt sich auf isolierte Ereignisse zu konzentrieren, sucht das Systemdenken nach wiederkehrenden Mustern und Strukturen. Das Verhalten eines Systems ist oft eine direkte Folge seiner Struktur. Durch Veränderung der Struktur kann das Verhalten eines Systems beeinflusst werden.