Ein elementarer Bestandteil der Transformation sind digitale Tools, Lösungen und Systeme. Bei deren Integration ist ein wichtiger Erfolgsfaktor das Testen. Durch das Testen lassen sich Features, Prozesse, Schnittstellen, Use Cases und Anforderungen nach dem Design und Build Phase kontrollieren und auf Rich- tigkeit prüfen. Ohne ein gut strukturiertes Testing ist an ein erfolgreicher Roll-out oder Go live in einem Unternehmen nicht denkbar. Ganz in dem Sinne: Man hat nur eine Chance auf einen guten ersten Eindruck.
Zum Testen gehört die Erstellung des Testkonzept. Das Testkonzept bestimmt Abgrenzung, Vorgehensweise, eingesetzte Mittel und den Ablaufplan der Testaktivitäten. Es identifiziert die Testobjekte, die zu testenden Features und die Testaufgaben. Damit wird die Grundlage gebildet, auf der die Testorganisation sowie die Testinfrastruktur bereitgestellt und die Tests durchgeführt werden.
Ein Testkonzept lässt sich durch eine etwas sehr bürokratische, aber sinnvolle Checkliste erstellen, die in der Norm IEEE 829- 2008 hinterlegt. Die Abschnitte dieser Norm lassen sich wie folgt zusammenstellen:
- Zuweisung einer Testkonzept-ID
- Erstellung einer Zusammenfassung (Strategie, Ziele, Ausgangssituation, etc.)
- Festlegung der Testgegenstände
- Ermittlung der zu testende Eigenschaften
- Eliminierung der nicht zu testenden Eigenschaften
- Bestimmung des Testansatzes (die gewählte Teststrategie)
- Kriterien für Testende und -abbruch ermitteln
- Kriterien für Testunterbrechung und Testwiederanlauf beschreiben
- Testergebnisse (Arbeitsergebnisse) definieren und Templates vorbereiten
- Testaktivitäten beschreiben
- Erforderliche Voraussetzungen (u.a. Testumgebungen) prüfenund bereitstellen
- Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten festlegen
- Besetzung und Trainingsbedarf beschreiben und durchführen
- Testplan erstellen
- Risiken und Notfallplan vorbereiten
- Genehmigungen/Freigaben festlegen
Viele Testkonzepte orientieren sich an diesem Gerüst. Allerdings wird, wie in der Norm beschrieben, sich meistsens nicht an einem Dokument entlang gehandelt, sondern man erstellt eher ein Set an Regeln und Vorgehensweisen. Gerade im agilen Umfeld ist hier von einer sklavischen, wasserfallartigen Struktur abzuraten. Nichtsdestotrotz sind die Inhalte für ein erfolgreiches Testing wirklich hilfreich und notwendig.
Auch müssen wir dringend mit der Vorstellung aufräumen, ein Testmanager säße wie ein Handwerker – oder treffender – ein musikalisches Genie im stillen Kämmerlein und entwerfe da sein großes Werk. Nein, ein Testkonzept entsteht schrittweise im Dialog mit Experten und zukünftig Betroffenen im Projekt.
Wichtig bei allen Ausarbeitungen und Festlegungen: Man braucht die unbedingte Zustimmung der Beteiligten! Ein Review-Zyklus dient also nicht der Fehlerfindung im Konzept allein, sondern vor allem der Zustimmung. Diese muss man sich aktiv einholen. Viele machen hier den Fehler, ein Konzept auf den Tisch zu knallen und dann davon auszugehen, dass sich alle (gefälligst) daranhalten. Systemisch liegt dann die Verantwortung bei dem Ersteller des Testkonzepts und er wird sich um alles selbst kümmern müssen, was selten sinnvoll ist.