Agilität ist ein Schlagwort, das im Rahmen der digitalen Transformation großzügig gebraucht wird, jedoch für viele Betroffene schwer zu fassen ist. Für einige, die im Rahmen der Transformation gezielt agile Vorgehensweisen verwenden, legt sich idealerweise mit der Zeit der Schleier. Findet keine strukturierte Herleitung von Ziel und Zweck agiler Zusammenarbeit statt, verstehen der Großteil trotz intensiver Beschäftigung mit der Thematik nicht, was der Mehrwert ist.
Wenn sie dann nach Monaten oder Jahren der agilen digitalen Transformation erstmalig an einem Training zum Thema Agilität teilnehmen, äußern sich Vorbehalte und Wissenslücken meist in Form folgender Fragen und Aussagen:
• „Was ist der Unterschied zwischen Agilität und Scrum? Ist das nicht das Gleiche?“
• „Das ist doch die nächste Sau, die durchs Dorf getrieben wird.“
• „Diese Agilität klappt bei uns nicht.“
• „Wir arbeiten nun schon seit Jahren mit Scrum, aber geändert hat sich dadurch nichts.“
Vor allem die letzte Aussage deutet darauf hin, dass Praktiken und Frameworks aus Büchern und von anderen Unternehmen kopiert werden (Doing Agile), aber der in vielen Fällen notwendige kulturelle Wandel für eine erfolgreiche Transformation vermutlich nicht stattgefunden hat (Being Agile). Ergibt ein genaueres Hinterfragen, dass beispielsweise der Product Owner der disziplinarische Vorgesetzte des Teams ist oder das die Teammitglieder parallel fünf verschiedenen Scrum-Teams angehören, bestätigt sich die Vermutung, dass die Etablierung von gemeinsamen agilen Werten und Prinzipien vernachlässigt worden ist. Eine Möglichkeit, den Betroffenen und Initiatoren der Transformation den Kern und die Mehrdimensionalität von Agilität simplifiziert zu vermitteln und einen Cargo-Kult zu vermeiden, ist der agile Baum. Dieser stellt Agilität in vier verschiedenen Ebenen dar: Werte, Prinzipien, Frameworks und Praktiken.
Je nach Metaphervorliebe kann die Mehrdimensionalität der Agilität auch mit einer Zwiebel oder einem Eisberg dargestellt werden, wobei die Werte bei der Zwiebel den Kern bilden bzw. die Werte und Prinzipien beim Eisberg unterhalb der Wasseroberfläche liegen und den Großteil der Eismasse ausmachen.