Die Change Impact Analyse, zu Deutsch Auswirkungsanalyse, ist im Software-Engineering verwurzelt, wo sie genutzt wird, um die Auswirkungen von Änderungen in Teilen des Softwaresystems vorherzusagen. Zielsetzung ist, dass eine Änderungsanforderung beurteilt und so abgelehnt oder durchgeführt werden kann.
Mittlerweile wird sie aber auch in anderen Bereichen der Produktentwicklung und ist ein hervorragendes Werkzeug, um die Auswirkungen von Änderungen an einem Produkt oder einer Anwendung zu analysieren. Die Methode kann in vielen verschiedenen Bereichen eingesetzt werden, darunter Unternehmensstrategie, Projektmanagement, Produktentwicklung, Politikgestaltung u.a.
Erstmals erwähnt wurde die Change Impact Analyse 1996 von Robert Arnold und Shawn Bohner im gleichnamigen Buch Software Change Impact Analysis, in dem sie die Change Impact Analyse als eine Methode beschreiben, um potenzielle Folgen auf das Software-System zu identifizieren und abzuschätzen, was geändert werden muss, damit ein Change erfolgreich ist – es geht also zum einen um die konkreten Auswirkungen und zum anderen um den damit verbundenen Aufwand. Nach Arnold und Bohner gibt es drei Arten von Change Impact Analyse:
- Mit der Rückverfolgungs-Wirkungsanalyse werden Verbindungen zwischen Anforderung und beispielsweise Designelementen erfasst, um den Umfang der Auswirkungen zu bestimmen.
- Mit der Abhängigkeitsauswirkungsanalyse wird erarbeitet, welche Reichweite die Auswirkungen hat.
- Und mit der Erlebniswirkungsanalyse wird untersucht, was in der Vergangenheit bei ähnlichen Veränderungen passierte und ob sich das bei der kommenden Veränderung wiederholen könnte.
Vorteile der Change Impact Analyse
Die Change Impact Analyse kann in vielen unterschiedlichen Arbeitssituationen eingesetzt werden. Hier sind einige Beispiele beschrieben.
- Informierte Entscheidungsfindung: Durch die Vorausschau auf mögliche Auswirkungen kann eine Organisation besser informierte Entscheidungen treffen. Es hilft dabei, potenzielle Hindernisse zu identifizieren und Pläne für deren Bewältigung zu entwickeln.
- Risikomanagement: Die Auswirkungsanalyse ist ein effektives Instrument für das Risikomanagement. Sie kann dazu beitragen, potenzielle Risiken zu erkennen und vorzubeugen, die die Erreichung der Ziele einer Organisation beeinträchtigen könnten.
- Effizienzsteigerung: Eine gut durchgeführte Auswirkungsanalyse kann dazu beitragen, Ressourcen im Projekt effizienter einzusetzen, da sie hilft, Prioritäten zu setzen und den Fokus auf die Aspekte zu legen, die den größten Einfluss haben.
- Stakeholder-Engagement: Die Methode ermöglicht es, die Interessen verschiedener Stakeholder zu berücksichtigen und zu verstehen, wie sie von bestimmten Entscheidungen betroffen sein könnten. Dies kann zu stärkerem Engagement und Akzeptanz führen. Sie wirkt hier ähnlich wie die Point of view – Stakeholder-Analyse und die Stakeholder-Matrix.
- Rechtzeitige Korrekturmaßnahmen: Auswirkungsanalysen können Probleme aufzeigen, bevor sie zu groß werden, um sie effektiv zu bewältigen. Dies gibt den Entscheidungsträgern die Möglichkeit, rechtzeitig Korrekturmaßnahmen zu ergreifen.
- Bessere Kommunikation: Die Methode kann dazu beitragen, die Kommunikation innerhalb der Organisation und mit externen Stakeholdern zu verbessern, indem sie klare Informationen über die voraussichtlichen Auswirkungen bestimmter Entscheidungen liefert.
- Nachhaltigkeit: Auswirkungsanalysen können dazu beitragen, die langfristige Nachhaltigkeit einer Organisation zu verbessern, indem sie dazu beitragen, Entscheidungen zu treffen, die sowohl die gegenwärtigen als auch die zukünftigen Bedürfnisse berücksichtigen. Sie ist daher auch ein relevantes Tool in der Entwicklung von nachhaltigen Innovationen.
Einsatz in Projekten zur digitalen Transformation
Wir befinden uns mit der Change Impact Analyse also mitten im IT-Umfeld und so wundert es nicht, dass man sie sich auch im Zuge der Digitalen Transformation zu Nutze machen kann: Wie oft saßen Sie schon genervt vor Ihrem PC, weil er ein Software- Update durchgeführt hat und dafür all’ ihre offenen Dateien geschlossen und sich selbst heruntergefahren hat, obwohl sie eigentlich dringend etwas fertig machen wollten? Aus einer ähnlichen Situation heraus entstand wohl auch die Idee, zu untersuchen, welche Auswirkungen denn solche Veränderungen auf den Nutzer der Software haben und wie man den Nutzer bei der Veränderung begleiten kann, sodass er nicht in seinem alltäglichen Geschäft beeinträchtigt wird. „Welche Maßnahmen müssen abgeleitet werden, damit der Mensch die Transformation positive erlebt und akzeptiert?“ fragt der Change Manager bei Durchführung der Change Impact Analyse und setzt diese Maßnahmen dann um.
Herausforderungen bei der Anwendung
Die Change Impact Analyse ist eine leistungsfähige Methode, die natürlich auch Einschränkungen hat. Beispiele für Situationen, in denen die Anwendung herausfordernd wird:
- Unsicherheit: Die Vorhersage der Auswirkungen einer bestimmten Entscheidung oder Änderung ist oft mit einem gewissen Maß an Unsicherheit verbunden. Häufig weichen die tatsächlichen Auswirkungen aufgrund unvorhergesehener Faktoren oder veränderter Umstände von den ursprünglichen Vorhersagen ab. Diese Unsicherheit sollte man immer in die Analyse mit einbeziehen und nicht davon ausgehen, daß die erwarteten Auswirkung zu 100% stattfinden. In dem Artikel Die Gefahr von Vermutungen und Annahmen habe ich mehr darüber geschrieben
- Hoher Zeitaufwand und Komplexität: Die Durchführung einer umfassenden Change Impact Analyse kann sehr zeitaufwendig sein, insbesondere wenn die Änderung komplex ist. Dies gilt insbesondere wenn sie eine große Zahl von Stakeholdern, Faktoren und potenziellen Auswirkungen umfasst.
- Mangelnde Objektivität: Obwohl die Auswirkungsanalyse so objektiv wie möglich durchgeführt werden sollte, lassen sich subjektive Einschätzungen nicht vermeiden. Dies kann insbesondere dann der Fall sein, wenn es darum geht, die potenziellen Auswirkungen zu bewerten und zu bestimmen wie relevant bestimmte Auswirkungen werden.
- Nicht alle Auswirkungen sind quantifizierbar: Einige Auswirkungen, insbesondere solche, die soziale oder ökologische Aspekte betreffen, sind schwieriger zu messen und zu bestimmen, was die Gesamtanalyse erschweren kann.