Die Diffusionstheorie des Kommunikationswissenschaftlers Everett Rogers erklรคrt die Entwicklung von Innovationen und besonders deren Verbreitung auf dem Markt.
Eine Diffusion kommt zustande, da Innovationen wie neue Dienstleistungen oder Produkte meist zeitlich verzรถgert รผbernommen werden.
Das Potential einer Innovation verรคndert sich in diesem zeitlichen Verlauf schrittweise, gegliedert in:
– offenes Potential: mรถglichen Kรคufern/Nutzern ist die Innovation noch unbekannt
– รbernahmepotential: mit der Innovation vertraute potenzielle Kunden zรถgern bzw. sehen einer Entscheidung zur Innovationsรผbernahme entgegen
– Bestandspotential: potenzielle Kunden haben sich die Innovation bereits zu eigen gemacht
Kunden kรถnnen sowohl Unternehmen als auch Haushalte oder Einzelpersonen sein. Dabei werden verschiedene Verbrauchertypen unterschieden. Gegliedert werden sie nach ihrer Innovationsbereitschaft in Zusammenhang mit dem sozialen Status, der Hรถhe des Einkommens und dem Alter.
Der Anstoร geht aus von den Innovativen (2,5% „innovators“), wird aufgenommen und multipliziert
von den frรผhen รberzeugten (13,5%, โearly adoptersโ) und รผbernommen von der frรผhen Mehrheit (34%, „early majority“). Die spรคte Mehrheit (34%, „late majority“) macht die frรผhe Mehrheit nach, die Nachzรผgler (16%,โlaggardsโ) รผbernehmen โ wenn รผberhaupt โ als Letzte die Innovation.
Die Gruppen, die Innovationen frรผher aufgreifen als die Masse, spielen die wichtigste Rolle in der Innovationsentwicklung als Meinungsfรผhrer und Gatekeeper.
Fรผr eine schnelle Verbreitung einer Innovation spielen folgende Faktoren eine gewichtige Rolle:
– Kompatibilitรคt zu Strukturen potentieller Kunden
– risikofreie รbernahmemรถglichkeit
– Verstรคndlichkeit
– Auรergewรถhnlichkeit auf dem Markt
– Anschaulichkeit der Vorteile/Nรผtzlichkeit
Eine Innovationsetablierung verlรคuft nur selten nach einer idealtypischen Normalkurve und wird sich eher nach einer eigenen Charakteristik vollziehen. Die vereinfachte Grafik zeigt das von Rogers beschriebene Modell mit Hinblick auf den รbernahmezeitpunkt im Normalverlauf. Daran sind die Verbrauchertypbezeichnungen angelehnt.
Ein erweiterte Interpretation des Modells von Rogers, insbesondere bezogen auf den Change-Prozess im Unternehmen zeigt die Grafik „Einstellungen gegenรผber Verรคnderungen in Organisationen“ (nach Krebsbach-Gnath).
Diese Darstellung (im Ursprung formuliert von Krebsbach-Gnath) beschreibt die Verteilung von Einstellungen, die zu Beginn einer Verรคnderungstendenz wahrnehmbar sind: Hier spricht man von etwa 10 bis 15 Prozent โ Glรคubigenโ. Also solchen Zielgruppen, die tatsรคchlich davon รผberzeugt sind, dass es eine Notwendigkeit fรผr die betreffenden Verรคnderungen gibt und dass sie entsprechend auch den Nutzen und positive Effekte erkennen.
Von dieser Gruppe unterscheiden sich die โ Lippenbekennerโ dadurch, dass sie zwar Gleiches bekunden, aber bei genauerem Hinterfragen nicht wirklich รผberzeugt sind.
Die zahlenmรครig grรถรte Gruppe umfasst zu Beginn einer Verรคnderungstendenz die โ Abwartendenโ, etwa 45 Prozent. Diese haben zu diesem Zeitpunkt keine Meinung zu den betreffenden Themen. Dies bedeutet nicht, dass ihnen die Themen wenig bedeutsam erscheinen, im Gegenteil. Sie sind auf der Suche nach relevanten Informationen und daher besonders beeinflussbar.
Die ca. 10 Prozent der โ aufrechten Gegnerโ kennzeichnet, dass sie klar der Meinung sind, dass man diese Verรคnderung nicht braucht und dies gegebenenfalls genauso glasklar kundtun. Sie beziehen Position und zweifeln nicht daran, dass diese die (einzig) richtige ist.
Diese Position nehmen auch die sogenannten โUntergrundkรคmpferโ ein. Allerdings vertreten diese 10 Prozent ihre Sichtweisen nicht offen, sondern bringen ihre Argumente nur in vertrauten Zirkeln an.
Und schlieรlich werden weitere 10 Prozent als โ Nicht-Adapterโ betrachtet.
Die Werbepsychologie geht davon aus, dass sogenannte Nicht-Adapter sich einfach nicht fรผr die jeweiligen Entwicklungen interessieren und gleichmรผtig ihr bisheriges Verhaltensmuster leben werden. Sie sind keine Gegner im eigentlichen Sinn, also nicht argumentativ aktiv, sondern haben kein Interesse an den entsprechenden Themen und versuchen โan ihnen vorbeizukommenโ.