Konkurrenz-Kooperation-Symbiose

Konkurrenz-Kooperation-Symbiose

Diese Übung zielt darauf ab, sich die eigenen Konkurrenz- und Kooperationskonstellationen bewusst zu machen sowie die erfolgversprechendsten Handlungsoptionen und Maßnahmen zur Stärkung der eigenen Entwicklung zu identifizieren.

Einführend zur Übung „Konkurrenz-Kooperation-Symbiose“ soll zunächst kurz die Herleitung dieser drei eng miteinander zusammenhängenden Begriffe aus dem Lateinischen bzw. Griechischen dargestellt werden, da dies den Kern der jeweiligen Begrifflichkeit verdeutlicht:

  • Kooperation: (co-)operari = (zusammen) tätig sein
  • Konkurrenz: concurrere = wetteifern, miteinander dem Erfolg nachlaufen
  • Symbiose: syn (zusammen) + bios (Leben) = zusammenleben

Konkurrenz und Kooperation sind entscheidende Faktoren der Evolution. Konkurrenz und Kooperation finden seit Jahrmillionen weltweit jeden Tag und jeden Moment als Interaktionsformen zwischen den Organismen in der Natur statt. Sie prägen aber auch unseren Alltag in Wirtschaft und Gesellschaft, sowohl zwischen Menschen als auch zwischen Organisationen aller Art. Konkurrenz und Kooperation stehen in einer permanenten Wechselbeziehung und sind zwei Seiten einer Medaille. Es sind nicht Gegensätze, die sich ausschließen, sondern häufig auch sich abwechselnde oder parallel vorkommende Interaktionsformen, je nachdem, welche strategischen Vorteile sich für die Partner dabei ergeben. Das Zusammenspiel von Konkurrenz und Kooperation fördert im Sinne einer Doppelstrategie aus Anpassungsdynamik und Synergie Entwicklungsprozesse. Ein gutes Zusammenspiel von Kooperation und Konkurrenz im Sinne eines „WERT-bewerbs“ ist daher auch eines der Erfolgsprinzipien natürlicher Ökosysteme.

Die Natur ist gekennzeichnet durch Kooperationen der unter- schiedlichsten Art, aus denen die Lebewesen entscheidende Über- lebensvorteile ziehen. Sehr erfolgreiche Lebensformen wie die sozialen Insekten sind primär dadurch konkurrenzfähig, weil sie intensiv kooperieren. Kooperation ist auch eines der Erfolgsrezepte der erfolgreichen evolutionären Entwicklung des Menschen. Heute sind es vor allem die durch Globalisierung und Digitalisierung verursachen Entwicklungssprünge, die eine erhöhte Flexibilität, Kooperationsbereitschaft und Agilität erforderlich machen und auch zu branchenübergreifenden und interdisziplinären Kooperationen führen.

In Ergänzung zu einer grundsätzlichen Kooperationsbereitschaft sind Erfolgsfaktoren für gelingende Kooperationen vor allem Ver- trauen, Loyalität, Aufgabenverteilung und Kommunikation. Über lange Zeit hinweg galt in der Wirtschaft Konkurrenz als prioritär für die Entwicklung und als entscheidend für den eigenen Erfolg. Allerdings zeichnet sich vor dem Hintergrund der vermehrt globalen und komplexen Herausforderungen bei einer steten Beschleunigung des technologischen Wandels bereits seit längerem ein Paradigmenwechsel ab. Zur Bewältigung dieser Herausforderungen finden zunehmend Zusammenschlüsse und Fusionen statt und werden strategische Allianzen, Kooperationspartnerschaften, Kompetenzzentren, Forschungsverbünde und Exzellenzcluster etabliert bzw. genutzt. Auch Start-ups und KMUs kooperieren immer häufiger, sowohl um voneinander zu lernen, aber auch um das Umdenken in etablierten Unternehmen in Richtung Digitalisierung und Innovation voranzutreiben.

Bezüglich strategischer Partnerschaften existiert inzwischen auch der Begriff „Coopetition“, der sich aus den Wörtern „Cooperation“ (Kooperation) und „Competition“ (Wettbewerb) zusammensetzt. Er beschreibt eine Kooperation unter Unternehmern, die eigentlich in direkter Konkurrenz zueinanderstehen. Die wichtigste Voraussetzung für das Funktionieren einer Coopetition ist das Realisieren einer Win-win-Situation, indem beide Partner im Vergleich zu ihrer bisherigen Arbeitsweise einen Vorteil daraus ziehen. Solche Kooperationen haben ein großes Potenzial, da sich direkte Konkurrenten oft sehr ähnlich sind und sich daher bezüglich ihres Know-hows, angebotener Produkte und Leistungen sowie adressierter Kunden noch zusätzlich ergänzen können.

Aktuell sind derartige Coopetitions v.a. im Bereich der Automotive-Branche zu beobachten, wo aufgrund der Transformation der Antriebstechnologien Zweckbündnisse zwischen Toyota und Tesla sowie Mercedes und BMW entstanden sind. Gleichzeitig haben sich in dieser Branche mittlerweile auch zunehmende gegenseitige Abhängigkeiten in den Kooperationen zwischen Automobilproduzenten und Zulieferern entwickelt.

Eine besonders enge Art der Kooperation stellt die Symbiose dar. Wahrscheinlich ist die Kooperation zwischen Baum und Pilz das bekannteste Beispiel einer Symbiose. Evolutionär gestartet als ein- seitiges Schmarotzertum hat sich diese Koexistenz im Laufe von Jahrmillionen zu einer strategischen Win-win-Partnerschaft mit dem Ziel von Produktionsoptimierung und Energieeffizienz entwickelt. Koevolution und Symbiose sind zentrale Bausteine evolutionärer Entwicklung. Vielen Organismen ist das Leben erst durch die Symbiose mit anderen Organismen möglich. Über 50 Prozent der Biomasse auf der Erde leben in symbiotischen Beziehungen. Tiere und Menschen bspw. leben mit Billionen Bakterien und Mikroorganismen in Symbiose. Dies bringt für beide Partner Vor- teile und ist daher auch eine Art von Effizienz-Strategie. Auch die meisten Pflanzen leben in Symbiosen, so z.B. 80 Prozent aller weltweit untersuchten Landpflanzen zusammen mit Pilzen in Mykorrhiza-Symbiosen.

Obwohl kooperative Formen in der Natur überwiegen, resultiert die evolutionäre Dynamik innerhalb von Ökosystemen vor allem aus Konkurrenz. Auch die Weiterentwicklung (der Arten) ist stark durch Konkurrenz getriggert. Dabei tritt Konkurrenz sowohl innerhalb einer Art (intraspezifisch) als auch zwischen verschiedenen Arten (interspezifisch) auf. Begründet sind Konkurrenzsituationen fast immer durch Ressourcen-Bedarf bzw. Ressourcen-Engpässe. Diese betreffen den Lebensraum (z.B. Lebensraumkonkurrenz, Brutreviere, Ruheräume, Wurzelkonkurrenz, Lichtkonkurrenz), Nahrung, Nährelemente und Nährstoffe (z.B. Jagdreviere, Nahrungstiere, Wasser, Mineralsalze), Requisiten (z. B. Bruthöhlen, Singwarten, Schlafplätze, Keimplätze, Ei-Ablageplätze) und Fortpflanzungspartner (Revierkämpfe, Rangordnungskämpfe). Die ohnehin in Ökosystemen bestehende permanente Konkurrenzsituation wird vielfach noch verstärkt durch aktiv einwandernde oder eingeschleppte Arten (Neobiota). Diese verursachen mindestens Anpassungs- und Veränderungsdynamik innerhalb des Ökosystems, im Falle invasiver Arten können sie aber auch zu Verdrängungseffekten bis hin zum Aussterben bisher etablierter Arten führen.

Konkurrenz kann auf lange Sicht zu evolutionären Veränderungen führen, an die sich Arten anpassen, um im Wettbewerb um begrenzte Ressourcen besser überleben zu können. Wenn zwei Arten die gleiche ökologische Nische besetzen, stehen sie in direkter interspezifischer Konkurrenz um überlebensnotwendige biotische und abiotische Ressourcen. Eine langfristige Koexistenz ist auf dieser Basis in einem stabilen Ökosystem nicht möglich, da eine Art immer erfolgreicher als die andere die limitierenden Ressourcen nutzt. Daher muss die dominierte Art der dominanten Art nach dem Prinzip der Konkurrenzvermeidung ausweichen oder sie stirbt aus (Konkurrenzausschlussprinzip). Auf diese Weise fördert das Prinzip der ökologischen Nischen sowohl die interspezifische Konkurrenzvermeidung als auch Ressourcen-Effizienz. Das Überleben der anpassungsfähigeren Art ist ein Kennzeichen der Evolution.

Ziel dieser Übung ist es, sich die eigenen aktuellen, optionalen und möglichen Konkurrenz- und Kooperationskonstellationen bewusst zu machen und Maßnahmen zur Stärkung der eigenen Situation und Entwicklung abzuleiten. Bei einer Situations-Analyse ist es wichtig zu bedenken, dass die aktuelle Situation bzgl. bestehender Konkurrenz- und Kooperationsverhältnisse sich je- derzeit und oft auch kurzfristig ändern kann. Ebenso wichtig ist es, bzgl. der Beziehungsgestaltung zu anderen Organisationen losgelöst vom Status quo immer auch eine Langfrist-Perspektive zu bewahren. Durch den oftmals nicht vorhersehbaren Wechsel von Kooperations- und Konkurrenzsituationen wechseln vielfach ebenso unvorhersehbar die auftretenden Risiken und die sich bietenden Chancen. Gleichzeitig erhöht das frühzeitige Erkennen von Chancen und Risiken sowie das gezielte Eingehen strategischer Kooperationen die Wahrscheinlichkeit eines Wettbewerbsvorteils. In der Natur wie in der Wirtschaft.

Der Themenkomplex Konkurrenz-Kooperation-Symbiose eignet sich in besonderer Weise für eine Transferdiskussion in Richtung Wirtschaft und Gesellschaft. Gerade unter Nachhaltigkeits-Aspekten ist es strategisch wichtig zu erkennen, wann Konkurrenz und wann Kooperation mehr Sinn macht und wann es Sinn macht, eine Kooperation vielleicht sogar in Richtung Symbiose oder Fusion weiterzuentwickeln.

Registrierte Nutzer finden im nächsten Abschnitt eine detaillierte Beschreibung des Methodeneinsatzes im Meeting oder Workshopkontext. Die Registrierung ist kostenfrei.

Zusätzlich zu dieser Beschreibung findest Du im Innovation Wiki eine komplette Anleitung zum Einsatz der Methode im Teammeeting oder Workshop. Dazu genügt eine kostenfreie Registrierung und Du hast Zugriff auf diese und mehr als 700 weitere Methoden und Tools.     

Du möchtest kostenfreien Zugang zu mehr als 700 Methoden für bessere Workshops, Innovationsprojekte und nachhaltige Meetings - getestet und beschrieben von Innovationsprofis aus der ganzen Welt?

Dann bist Du hier richtig. Registriere Dich einmalig und kostenfrei und los geht’s!