Teammitglieder, Führungspersonen oder sogar ganze Teams kommen im Rahmen von Change-Prozessen, wie bei der digitalen Transformation, immer wieder in Situationen, an denen sie selbst nicht weiterkommen. Eine Möglichkeit den nächsten Schritt zu machen, ist das Einholen eines Ratschlags. Dabei gehen die Be- troffenen auf einen Experten zu, der basierend auf der eigenen Erfahrung Handlungsempfehlungen ausspricht. „Mach doch ein- fach …“ oder „Bei mir hat … funktioniert“ können helfen. Solche Empfehlungen bergen jedoch auch die Gefahr, dass sich die Betroffenen denken „Wenn es so einfach wäre, hätte ich es bereits gemacht!“ und einen inneren Widerstand verspüren. Die eigene Situation ist zu jedem Zeitpunkt einzigartig und nicht vergleichbar mit den Erfahrungen anderer.
Im lösungsfokussierten Coachingansatz sind die Betroffenen die Experten – und nicht der Coach. Sie kennen am besten ihre eigenen Rahmenbedingungen und habe das umfassende Wissen darüber, was in der Vergangenheit funktioniert hat oder eben nicht. Dabei unterstützt der Coach mithilfe von Fragen, dass der Coachee sich auf die Lösungsfindung konzentriert, statt sich mit der Ursache seines Themas zu beschäftigen. Getreu dem Prinzip „der Lösung ist es meist egal, wie das Problem entstanden ist“, wird das Problem als solches wertgeschätzt, jedoch wird diesem nicht mehr Raum als unbedingt nötig gegeben. Das wird unter anderem dadurch möglich, dass der Coach in den Aussagen seines Coachees auf Möglichkeiten zur Lösungsfindung achtet und den Fokus des Gesprächs auf Positives und Funktionierendes lenkt. Dadurch wird der Coachee dazu gebracht, eine Lösungssprache zu verwenden, die bewusst aufrechterhalten wird, um ein zweites Prinzip des lösungsfokussierten Coachings zu befolgen: Lösungssprache schafft Lösungen – Problemsprache schafft Probleme.
Veronika Kotrba und Ralph Miarka von sinnvollFÜHREN beschreiben in ihrem Modell, dass Coach und Coachee während eines lösungsfokussierten Coachinggesprächs insgesamt vier Ebenen durchlaufen, nachdem das Thema des Gesprächs geklärt wurde: Ziele und Auswirkungen, Funktionierendes, nächste Schritte und Zuversicht. Sie haben diese vier Ebenen mit der Lösungspyramide visuell dargestellt und ein Set von zwölf Fragen zusammengestellt, mit denen auch Einsteiger durch ein lösungsfokussiertes Coa- chinggespräch führen können.
Wichtig: Für eine erfolgreiche Umsetzung eines lösungsfokussierten Coachings ist eine entsprechende innere Haltung des Coaches und die Befolgung lösungsfokussierter Prinzipien essenziell. Kotrba und Miarka beschreiben sechs Haltungen und acht Prinzipien. Erfahrene Coaches durchlaufen eine lange Ausbildung, in der sie ihre Coachingkompetenz systematisch aufbauen und sich die zahlreichen Fragetechniken und Formate aneignen. Der Coaching- ansatz hat seine Wurzeln in der lösungsfokussierten Kurzzeittherapie, die von Insoo Kim Berg und Steve de Shazer entwickelt wurde und in den die verschiedenen Einflüsse zahlreicher Therapeuten und Wissenschaftler miteinfließen.