Das Rhizom-Modell hilft uns, Veränderung und Innovationsverläufe anders zu begreifen und zu interpretieren: horizontal statt vertikal. Statt eines Baum-Modells entwickelten zwei Philosophen das Bild eines flachen Netzwerks.
Die meisten Welterklärungsmodelle sehen aus wie ein Baum: Es gibt eine Wurzel als Ursprung und von dort entwickelt sich alles bis in die Äste und Zweige.
Dieses Bild entdecken wir in der gesamten abendländischen Geistesgeschichte: bei Platon, John Stuart Mill, Sigmund Freud und Noam Chomsky. Es zeichnet immer eine Entwicklung von unten nach oben – von barbarisch zu zivilisiert.
Die beiden französischen Philosophen Gilles Deleuze und Félix Guattari kritisierten, dass das Baum-Modell ein hierarchisch strukturiertes System naturalisiere, das festlegt, was niedriger und was höher entwickelt sei. Stattdessen schlugen sie ein anderes Bild aus der Botanik vor: Bestimmte wurzellose Pflanzen sind über Rhizome im Boden verbunden. Maiglöckchen, Ingwer oder Färbergras haben jeweils ein Flechtwerk, bei der alle Pflanzen untereinander verbunden sind.
Das Internet hat auch eine rhizomatische Struktur – es ist ein riesiges Netzwerk, dessen Teile verknüpft sind. Es hat keinen Anfang und kein Ende. Es gibt keinen Ist-Zustand, sondern ein kontinuierliches Werden. Wenn Sie Entwicklungen eines Unternehmens im Rhizom-Modell interpretieren, können Sie wahrnehmen, dass es dezentrale Bewegungen in alle Richtungen gibt. Alle Elemente sind untereinander verbunden, kreuzen sich und sind trotzdem unabhängig voneinander.
Es gehört zum Wesen der Kreativität, bestehende Modelle in Frage zu stellen. Reflektieren Sie die Veränderungs- und Innovationsprozesse in Ihrer aktuellen Arbeit. Lassen Sie sich eher im Baum-Modell oder im Rhizom-Modell verstehen?