Die Grundidee der Methode ist, dass Konsumenten Produkte oder Dienstleistungen verwenden, um bestimmte Bedรผrfnisse zu befriedigen und oder um ihren eigenen Werten zu entsprechen. Die Ziel-ย Mittel-Kette wurde 1932 erstmals von Edward Tolman erwรคhnt und stellt den Bezug von Verhalten zu den Zielorientierungen von Individuen her. Dies geschieht oft unbewusst und ist schwer zu messen, spielt aber in Entscheidungsprozessen eine groรe Rolle. Somit sind Produkte und ihre Eigenschaften Mittel (Means), umย wรผnschenswerte Ziele (Ends) zu erreichen. In der Nachhaltigkeitsorientierung von Unternehmen ist es wichtig, diese Ziele, Bedรผrfnisse und Wertvorstellungen der Stakeholder zu verstehen, und inย korrespondierende Maรnahmen einflieรen zu lassen. Die Ziel-Mittel-Analyse ist eine Methode, diese mentalen Verbindungen abzubilden. Mit dem Instrument lassen sich Maรnahmen, Produkt- undย Markenpositionierungen sowie Kommunikationskampagnen auf ihre Passung zum Wertebild von Konsumenten รผberprรผfen.
Zugrunde liegt die Annahme, dass Konsumenten Optionen mit Merkmalen wรคhlen, die Konsequenzen erwarten lassen, die sie sich wรผnschen und diejenigen Optionen mit unerwรผnschten Konsequenzen eher vermeiden. Aus den erwarteten Konsequenzen schlieรen Konsumenten dann die รbereinstimmung mit ihren persรถnlichen Zielen und Werten. Der Kauf eines Apfels wird dabei bspw. mit anderen Lebenszielen verknรผpft sein als der Kauf eines Sportwagens. Wรคhrend der Apfel durch sein gutes Nรคhrstoffprofil und den gรผnstigen Produktfuรabdruck den Wunsch nach Gesundheit und einem nachhaltigkeitsorientieren Lebensstil bestรคtigt, unterstรผtzt der Sportwagen durch starke Leistungskennzahlen das Selbstwert- gefรผhl und schlussendlich das Streben nach Macht und Prestige.
Eine Ziel-Mittel-Analyse besteht grundsรคtzlich immer aus den drei Elementenย Merkmal,ย Nutzenย undย Werte, die untereinander verknรผpft sind und verschiedene Stufen der Abstraktion widerspiegeln. Es besteht eine hierarchische Beziehung zwischen diesenย Elementen, wobei Werte die hรถchste Ebene darstellen. Produkteย werden bevorzugt, wenn sie zur Verwirklichung der eigenen Werte beitragen.
โขย Merkmaleย beschreiben die Eigenschaften von Produkten, die von den Konsumenten wahrgenommen werden. Sogenannte konkrete Merkmale bezeichnen dabei die physischen Eigenschaften, bspw. eine Glasflasche als Verpackungsmaterial eines Getrรคnks. Konkrete Merkmale lassen sich direkt beobachten. Hingegen sind sogenannte abstrakte Merkmale eine kognitive Verkรผrzung oder Zusammenfassung mehrere konkreter Merkmale. Bspw. kรถnnte die Zusammenfassung zur Glasflasche sein: โdieses Getrรคnk ist nachhaltigโ. Abstrakte Merkmale unterliegenย einer subjektiven Einschรคtzung und sind hรคufig nicht exakt quantifizierbar. Merkmale sind aber allein fรผr sich genommen noch keine ursรคchlichen Aspekte einer Kaufentscheidung.
โขย Nutzen sind die Konsequenzen, die sich direkt oder indirekt aus dem Konsum oder Kauf eines Produkts oder einer Dienstleistungย ergeben. Sie kรถnnen wรผnschenswerte (positiver Nutzen) oderย nicht wรผnschenswerte Ergebnisse (negativer Nutzen) umfassen.ย Die Betrachtung des Nutzens als Konsequenz lรคsst valide Rรผckschlรผsse auf die Wichtigkeit bestimmter Merkmale zu. Hรคufig wird der Nutzen eines Merkmals in eine a) funktionale und eine b) psychologische (teils auch: soziale) Komponente zerlegt. Funktionaler Nutzern ist dabei die direkte Zwecktauglichkeit eines Angebots die sich aus den Merkmalen ergibt, wohingegenย psychologischer (oder sozialer) Nutzen die Konsequenzen widerspiegelt, die der Gebrauch in psychischer bzw. sozialer Hinsicht fรผr den Nutzer erzeugt. Bspw. kann eine Glasflasche funktionalen Nutzen dadurch erzeugen, dass Sie Getrรคnke mehrweg- tauglich verpackt und dadurch wiederum den psychologischen Nutzen erzeugt, dass man denkt nachhaltig zu konsumieren.
โขย Werteย bzw. Wertorientierungen sind anders als bspw. konkrete Merkmale nicht direkt beobachtbar. Sie spiegeln die รberzeugungen der Konsumenten รผber sich selbst und ihre Wahrnehmung durch Dritte wider. Damit bestimmen sie, welche Nutzen als besonders wรผnschenswert erachtet werden, weil sie zum eigenen Wertesystem passen. Teilweise werden diese noch einmal untersteilt in sogenannte instrumentale Werte (Verhaltensformen, die sich aus moralischen und leistungsorientierten Werten ableiten) und terminale Werte (persรถnliche Lebensziele). Der Nutzen der Getrรคnkeverpackung kรถnnte somit zum instrumentalen Wert โverhalte mich moralisch gutโ und damit zur terminalen Werthaltung โSelbstachtungโ fรผhren. Vorsicht: Obwohl Wertorientierungen situationsรผbergreifend und relativ stabil sind, kรถnnen sie das menschliche Verhalten nicht immer gut erklรคren. Situativ verhalten sich Menschen teilweise nicht wertkonform oder unterliegen einem Wertekonflikt.
Die Ziel-Mittel-Analyse zeigt, wie diese drei Elemente miteinander verknรผpft sind und wie sie die Prรคferenz und das Verhalten von Menschen beeinflussen.