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Tiefes Innovationswissen aus der Praxis vom verrocchio Institute

Inhaltsverzeichnis

Innovationsmethoden – der komplette Überblick

Gibt man das Wort „Innovationsmethode“ bei Google ein, so findet man eine Vielzahl von Webseiten mit unterschiedlichsten Ergebnissen. Die meisten fokussieren sich allerdings nur auf einen Teilbereich der Innovationsarbeit. So gibt es z.B. Übersichten mit Methoden zur Ideenfindung, spezifische Kreativitätstechniken, Methoden mit denen sich Ideen bewerten lassen, Denkansätze wie Design Thinking oder Frameworks wie TRIZ. Daneben gibt es aber auch Methoden für die Umsetzung von Ideen wie die Erstellung von Prototypen oder auch Methoden, die dabei unterstützen eine Innovationskultur zu erzeugen. In diesem Artikel möchte ich alle diese Perspektiven zusammenbringen, um Dir die passende Auswahl der Methode zu erleichtern.

Was ist eine Innovationsmethode?

Lass uns erst einmal den Begriff definieren. Wichtig: Eine Innovationsmethode ist keine Kreativitätstechnik. Natürlich kann eine Kreativitätsmethode auch eine Kreativitätsmethode, sein es gibt aber auch viele Arbeitsschritte im Innovationsprozess, die mit Kreativität genauso viel zu tun haben wie die Binomischen Formeln in der Mathematik mit Sport.

Als Innovationsmethode lässt sich zuerst einmal jedes methodische Vorgehen bezeichnen, dass im Rahmen des Innovationsprozess hilft, das gesetzte Ziel zu erreichen. Methodisch bedeutet dabei, dass die Durchführung wiederholt werden kann und dann in einer ähnlichen Situation wieder zum Erfolg führt. Eine noch etwas konkretere Definition habe ich in einem meiner letzten Vorträge verwendet und dir die Folie einmal mitgebracht:

Was ist eine Methode?


Wozu brauchst Du Innovationsmethoden?

Eine der häufigsten Fragen von Teilnehmern unserer Ausbildung zum Innovation Coach lautet: „Wie verhalte ich mich wenn…“ gefolgt von einem der typischen Innovationshindernisse. Innovationshindernisse sind Situationen, die das Vorwärtskommen im Innovationsprojekt stoppen oder verlangsamen. Konkrete Innovationshindernisse sind z.B.:

  • gehemmte Teammitglieder
  • fehlender Realitätsbezug
  • zu frühe Bewertung von Ideen
  • ein störender Gruppenclown im Team
  • u.v.a.

In diesen Situation helfen methodische Vorgehensweisen, um das Innovationshindernis zu überwinden und den nächsten Schritt zu gehen.

Beispiel: Ich habe einen störenden Gruppenclown im Team. Dies kann ein ziemlich großes Innovationshindernis sein, denn diese Person nutzt jede Gelegenheit um das Ziel und das Vorgehen ins Lächerliche zu ziehen und sorgt damit dafür, dass der Fokus der Gruppe nicht auf der Aufgabenstellung liegt. Hier funktionieren alle Methoden nicht , die einen offenen verbalen Austausch nutzen , denn die Person wird dies für ihren Auftritt nutzen. In dieser Situation würde ich also eher schreibende Methoden einsetzen wie z.B. Brainwriting Pool oder Stummes Schreibgespräch (für die Ideenfindung) oder die Visuelle Schnellbewertung (für die Evaluation von Ideen). Spannend ist übrigens auch zu sehen, wie sich die Haltung der Person verändert, wenn Lightless Creativity im Einsatz ist, das Arbeiten mit dem Team in einem völlig dunklen Raum. Methoden helfen also dabei, in dieser Situation weiterarbeiten zu können und Ergebnisse zu erzielen.

Es hilft also dabei, seinen Methodenkoffer zu füllen, um für die unterschiedlichsten Innovationshindernisse die passende Antwort zu haben. Mehr als 800 Methoden für unterschiedlichste Arbeitssituationen findest Du übrigens hier im Innovation Wiki nach der (kostenfreien) Registrierung.

Wie viele Innovationsmethoden gibt es?

2015 haben wir uns im verrocchio Team die etwas verrückte Aufgabe gestellt, alle Methoden zu finden, die Innovationsprofis auf der ganzen Welt einsetzen. Unser Ziel war, diese zu beschrieben, in Kundenprojekten zu testen und zu kategorisieren. Tatsächlich haben wir bei diesem Projekt mehr als 700 Methoden gefunden, von denen es 555 in Das große Handbuch Innovation geschafft haben. Musst Du all diese Methoden kennen und können? Nein, sicherlich nicht. Allerdings haben wir auch festgestellt, dass sogar professionelle Innovationsmanager oft nicht mehr als 5 Methoden kennen und noch weniger davon tatsächlich anwenden. Wie ist es bei Dir? Wie groß ist Dein eigenes Methodenbuffet?

Gibt es die beste Innovationsmethode?

Diese Frage hören wir oft von Teilnehmern und die Antwort ist immer „Nein“ , denn der Erfolg von Methoden ist immer abhängig vom Kontext. Von der Arbeitsphase, den Teilnehmern, der Gruppengröße, dem strategischen Ziel, der Kultur und vielem mehr. Im nächsten Abschnitt gibt es dazu ein paar Ideen. Natürlich gibt es für spezifische Situationen, Methoden die besser funktionieren als andere – hier gilt es dann die beste Methode herauszufinden. Bei der Auswahl helfen übrigens die Filter, die wir in die Pro Version des Innovation Wiki eingebaut haben.

Wenn Menschen eine Methode als „beste Innovationsmethode“ verkaufen, bin ich immer etwas vorsichtig. Gründe dafür sind oft:

  • sie haben sich nicht die Mühe gemacht, andere Methoden zu recherchieren und testen
  • sie haben die Methode selber entwickelt oder/und verdienen Geld am Verkauf der Methode

Schau also genau hin, wenn Dir eine Methode empfohlen wird.

Natürlich haben auch wir Methodenfavoriten, diese sind z.B.:

Wie wähle ich die richtige Innovationsmethode aus?

Die Auswahl der richtigen Methode hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, hier sind einige davon:

  • Was ist das Innovationsziel?
    Ziele können z.B. sein: Die Verbesserung eines bestehenden Produktes oder einer Dienstleistung, die Erschließung neuer Märkte, das Lösen eines spezifischen Problems, die Stärkung der Innovationskultur des Unternehmens u.a.
  • Welche Ressourcen habe ich zur Verfügung?
    Einige Methoden benötigen Ressourcen in Form von besonderen Räumen, andere sind sehr zeitaufwändig, teilweise brauche ich auch Technologie und Werkzeuge, z.B. für die Herstellung von Prototypen. Auch die Zeit spielt eine Rolle. Während ich z.B. für Design Thinking Projekte etwas mehr Arbeitszeit einplane , sind Design Sprints deutlich schneller umsetzbar.
  • Welche Kompetenzen haben die Beteiligten?
    Welche Fähigkeiten hat das Team? Welche Erfahrungen und Interessen gibt es? Die Methode sollte so gewählt werden, dass sie die Teilnehmer:innen nicht überfordert aber auch nicht unterfordert.
  • Welche Kompetenzen hat der Moderator?
    Ein wichtiger Punkt ist auch die Erfahrung und Ausbildung des Moderators. Hast Du schon ähnliche Projekte moderiert oder ist dies ein Neustart?
  • Wie viel Zeit steht zur Verfügung?
    Einige Methoden erfordern mehr Zeit, andere weniger. Oft wird die Zeit unterschätzt, die man für eine Methode im Workshopkontext benötigt.
  • Welche Innovationshindernisse gibt es?
    Was sind typische Stolpersteine für das Thema? Welche Hürden wird es geben im Verlauf des Projekts und wir kannst Du dann methodisch vorgehen? Das sind Fragen, die du dir vorher stellen solltest.
  • Wie ist die Arbeitskultur? Welche Risikotoleranz gibt es?
    Wie hoch schätzt du das Risiko ein, das mit der Umsetzung des Innovationsprojekts verbunden ist. Je höher die Risikotoleranz, desto eher kannst du experimentellere und unkonventionellere Methoden einsetzen

Nutze den verrocchio Innovationsmethoden-Finder

Wir haben hier im Innovation Wiki einen umfassenden Innovationsmethoden-Finder entwickelt, hier kannst du z.B. nach dem Methodennamen suchen oder nach spezifischen Innovationsphasen. Auch die Innovationshindernisse sind ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl der richtigen Methde. Wenn Du noch nicht angemeldet bis und auf die Inhalte zugreifen kannst, registriere dich hier kostenlos.

Innovationsmethoden vs agile Methoden

In den letzten Jahren hat sich eine große agile Bewegung in den Unternehmen entwickelt, die viele inhaltliche Überschneidungen mit dem Thema Innovation hat. Iteratives Arbeiten, Kundenzentrierung und Empathie sind nur einige der Themen, die in beiden Ansätzen eine Rolle spielen. Insofern funktionieren auch viele Methoden sowohl im innovativen als auch im agilen Kontext. Trotzdem lohnt es sich, die Unterschiede einmal im Detail zu betrachten, auch damit beide Herangehensweisen in Projekten die richtige Berücksichtigung finden:

Erster Unterschied: Fokus

Beim Einsatz von Innovationsmethoden geht es vor allem darum, neue Ideen, Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle zu entwickeln. Es geht darum Wettbewerbsvorteile zu erzielen und den Markt zu erobern. Sie zielen darauf ab, kreative Lösungen für Probleme zu finden und Wert für Kunden und Unternehmen zu schaffen. Innovationsmethoden sind besonders hilfreich bei der Bewältigung von unstrukturierten Problemen. Beispiele für Innovationsmethoden sind Design Thinking oder Lean Startup.

Agile Methoden hingegen konzentrieren sich auf die effiziente und flexible Entwicklung und Implementierung von Projekten. Sie setzen auf iterative Prozesse, kontinuierliche Verbesserung und schnelle Anpassung an Veränderungen. Dabei geht es manchmal um Innovation, oft aber auch um die Verbesserung von existierenden Prozessen und Routineaufgaben. Agile Methoden sind vor allem im Bereich der Softwareentwicklung weit verbreitet, können aber auch in anderen Branchen eingesetzt werden. Sie sind besonders nützlich, wenn es darum geht, auf unvorhergesehene Änderungen zu reagieren und die Zusammenarbeit innerhalb eines Teams zu fördern.Beispiele für agile Methoden sind Scrum oder Kanban.

Zweiter Unterschied: Vorgehensweise

Innovationsmethoden setzen stark auf Kreativität, Empathie und Experimentieren. Sie verwenden oft interdisziplinäre Teams und ermutigen zur Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Funktionen und Abteilungen, um innovative Lösungen zu entwickeln.

Agile Methoden betonen Flexibilität, Schnelligkeit und Anpassungsfähigkeit. Sie verwenden iterative Prozesse, in denen ein Projekt in kleine, überschaubare Teile zerlegt wird, die in kurzen Zyklen (Sprints) abgearbeitet werden. Feedback und Reflexion spielen eine zentrale Rolle bei der kontinuierlichen Verbesserung des Projekts.

In der Praxis können Innovationsmethoden und agile Methoden kombiniert werden, um sowohl innovative Lösungen zu entwickeln als auch diese effizient und flexibel umzusetzen. Ich empfehle unseren Kunden immer eine Kombination aus verschiedenen Methoden, um ihre Innovations- und Entwicklungsziele zu erreichen. Die Einteilung in zwei „Methodenlager“ ist nicht hilfreiche und widerspricht auch sowohl den Prinzipien von Innovation als auch Agilität.

geschrieben vonChristian Buchholz