Nachhaltigkeit beschäftigt gerade viele Unternehmen. Gerade bei der Entwicklung von neuen Produkten, Services, Prozessen und Geschäftsmodellen wird nicht mehr nur auf die Wirtschaftlichkeit geachtet, sondern es wird auch Wert auf die sozialen und ökologischen Wirkungen gelegt. Nachhaltige Innovationen sind also komplexer und erfordern neue Kenntnisse, Methoden und Tools. Nachhaltiges Innovieren bildet damit eine neue Innovationsdisziplin, sodass insbesondere produzierende Unternehmen beginnen, ihre Innovationsarbeit umzudenken.
Doch gerade kleine und mittlere Unternehmen (KMU) stehen bereits grundsätzlich beim Innovieren vor anderen Treibern aber auch Hemmnissen als große Unternehmen. Das stellt sie bei der Etablierung einer nachhaltigen Innovationsarbeit vor andere Herausforderungen, ermöglicht ihnen aber auch große Chancen.
Wie schaffe ich es als KMU, nachhaltige Innovationen zu etablieren?
KMUs sind aufgrund ihrer Strukturen häufig mit einer Reihe von Hindernissen konfrontiert, wenn sie versuchen, nachhaltige Innovationen zu etablieren.
Gerade die finanziellen und personellen Beschränkungen bilden ein erstes großes Hindernis, in nachhaltige Innovationen Geld und Zeit zu investieren, insbesondere wenn der Return on Investment nicht sofort sichtbar ist. Die Etablierung von nachhaltigen Innovationen erfordert Zeit und Ressourcen, die in einem kleinen Unternehmen oft knapp sind. Neue Ansätze bringen immer ein gewisses Risiko mit sich, und einige KMU zögern, diese Risiken einzugehen, insbesondere wenn sie sich in einer unsicheren finanziellen Situation befinden.
Doch im Gegensatz zu größeren Organisationen können KMUs schneller Entscheidungen treffen und Veränderungen umsetzen, wenn der Wille von einigen wenigen, entscheidenden Treibern da ist. Der Nachhaltigkeitswille hat einen sehr großen Einfluss, ob das Thema Nachhaltigkeit vorangetrieben und in die Innovationsarbeit integriert wird.
Wenn Nachhaltigkeit in allen Aspekten des Unternehmens integriert wird, nicht nur in spezifischen Produkten oder Dienstleistungen, führt das zu einem großen Drive. Von der Verbesserung der Energieeffizienz der Betriebsstätten bis zur Minimierung des Abfalls in der Lieferkette sind viele Stellhebel möglich.
Mithilfe ihrer besseren Agilität können KMUs innovative, nachhaltige Lösungen schneller und besser testen und implementieren und damit den Kurs schneller Richtung Nachhaltigkeit ausrichten. Nachhaltige Innovationsarbeit wird Teil der nachhaltigen Ausrichtung des Unternehmens und somit auch Teil von nachhaltiger Innovationsfähigkeit.
Klare Voraussetzung: Eine nachhaltigkeitsorientierte, innovationsförderliche Geschäftsführung. Ohne diese Unterstützung und Ausrichtung werden immer nur kleine Einzelmaßnahmen stattfinden und nachhaltige Innovationsprojekte aufgrund der unmittelbaren Kosten abgewürgt. Dabei gibt es Regierungen und Organisationen, die Unterstützung und Fördermittel für KMUs, die nachhaltige Innovationen fördern wollen, bieten. Diese gilt es zu erforschen und für sich zu nutzen.
Als weiteren Schritt ist eine Investition in die Weiterbildung der Mitarbeitenden sinnvoll, denn gerade in kleineren Unternehmen sind die Angestellten die wertvollste Ressource. Ihre Fähigkeiten und Kenntnisse sind entscheidend für den Erfolg von nachhaltigen Innovationsinitiativen. Nachhaltigkeit erfordert oft spezialisiertes Wissen und Fähigkeiten, die in einem kleinen Unternehmen möglicherweise nicht vorhanden sind. Daher sollten entsprechende Kompetenzen aufgebaut werden.
In einem ersten Schritt gilt es mit den ständig ändernden gesetzlichen Vorschriften und Anforderungen in Bezug auf Nachhaltigkeit Schritt zu halten. Doch die nachhaltige Innovationsarbeit geht über gesetzlich Bestimmungen hinaus. Sie hat den Kunden ebenso wie den Planeten ständig im Blick und versucht für beide, Mehrwerte zu schaffen. KMUs haben oft einen direkten Kontakt zu ihren Kunden. Diesen gilt es zu nutzen, um Kundenbedürfnisse besser zu verstehen und nachhaltige Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln, die diese Bedürfnisse erfüllen.
Außerdem sorgt eine oftmals gute Geschäftsvernetzung dafür, neue Partnerschaften zu finden, um Ressourcen und Wissen zum Thema Nachhaltigkeit zu teilen. Gemeinsame Projekte können zu innovativen Ideen führen und die Kosten für Forschung und Entwicklung senken.
Auch darf das Thema Messen nicht fehlen. Es ist wichtig, die Auswirkungen von allen Nachhaltigkeitsinitiativen sowie von allen neu entwickelten, nachhaltigen Produkten und Services zu messen und darüber zu berichten. Dies kann helfen, den Wert der Bemühungen zu demonstrieren und Unterstützung für weitere nachhaltige Innovationsprojekte zu gewinnen.
Was bei der Etablierung hilft und die Nachhaltigkeitstransformation stützt
- Ein klarer Nachhaltigkeitswille der Geschäftsführung, der für schnelle Entscheidungen und den Mut für Veränderung sorgt
- Nachhaltigkeit als integraler Bestandteil aller Geschäftsbereiche, nicht nur in der Innovationsarbeit
- Agiles Testen und Implementieren von innovativen, nachhaltige Lösungen, was gerade kleine Unternehmen besser und schneller vorantreiben können
- Unterstützung und Förderungen von Regierungen und Organisation für KMUs mit nachhaltigen Innovationsvorhaben
- Aufbau von Nachhaltigkeitswissen, -Fähigkeiten und -Kompetenzen bei den Mitarbeitenden
- Nutzung des engen Kundenkontakts, um die Bedürfnisse des Kunden mit nachhaltigen Produkten und Services zu befriedigen, die den Planeten ebenfalls etwas gutes Tun
- Nutzung von oftmals guten und persönlichen Geschäftsvernetzungen, um neue Partnerschaften für nachhaltige Innovationsvorhaben zu bilden
- Messen der Auswirkungen von neuen nachhaltigen Produkten und Services, um die Bereitschaft für weitere nachhaltige Innovationsprojekte zu fördern
3 erste Schritte zur Etablierung nachhaltiger Innovationen in KMUs
- Bewusstsein schaffen: Sensibilisiere für das Thema Nachhaltigkeit, denn für viele spielt Nachhaltigkeit im Business sowie im Privaten noch keine (große) Rolle
Alle Mitarbeitenden für das Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren ist der erste Schritt, um nachhaltige Innovationen zu etablieren. Fehlt es an der Erkenntnis, dass wir alle Nachhaltigkeit treiben müssen, wird auch die Entwicklung von nachhaltigen Produkten, Services, Prozessen und Geschäftsmodelle kein Rückhalt im Unternehmen erfahren.
Vielen sind oftmals die aktuellen großen Krisen Artensterben, Verschmutzung und Klimaerwärmung in der Tiefe gar nicht bekannt. Sorge für Aufklärung! Überlege dir beispielsweise kleine Formate, wie du Mitarbeitende informierst und ökologische und soziale Missstände sichtbar machst. Oder sorge für einen spielerischen Gamification Ansatz. Es gibt mittlerweile Plattformen und Apps, die Mitarbeitende informieren und zudem spielerisch nachhaltige Verhaltensweisen belohnen.
Versuche dabei ein Big Picture zu zeichnen. Gehe nicht nur auf Klimaschutz Themen ein, sondern zeige in einer möglichst großen Bandbreite, wie sich unser aktuelles Handeln und lineares Wirtschaften auf Umwelt und Gesellschaft weltweit auswirken.
Tipp: Mache es persönlich. Zeige zum Beispiel, wie die Welt 2050 aussehen soll und wie alt dann der Mitarbeitende selbst oder seine/ihre Kinder sind. Wie sieht das Leben dann aus, wenn wir weitermachen wie bisher?
- In das Thema Nachhaltigkeit eintauchen: Beschäftigt euch mit den 17 Sustainable Development Goals der UN und legt eure Ziele fest
Was bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit? Was steckt hinter dem Begriff? Und was ist überhaupt der Möglichkeitsraum unseres Unternehmens, wenn wir nachhaltiger werden wollen?
Die 17 Sustainable Development Goals der UN (SDGs) geben die Leitplanken für unternehmerisches, nachhaltiges Handeln und Innovieren. Sie zeigen, worauf bei der Produkt- Service- und Prozessentwicklung geachtet werden sollte. Sie bilden die Grundlage und den Orientierungspunkt, um die eigenen Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens zu entwickeln und damit auch abgeleitete Limits für die Entwicklung von Innovationen.
Welche Auswirkungen dürfen unsere neuen Produkte, Services Prozesse und Geschäftsmodelle noch auf die Umwelt und Gesellschaft haben?
Beispielhafte Fragestellungen für eine nachhaltige Produktentwicklung können sein:
– Wieviel CO2 darf ein neues Produkt noch emittieren? Oder kann es sogar CO2-positiv entwickelt werden?
– Wieviel Abfall darf ein neues Produkt höchstens verursachen?
– Wie langlebig muss es sein?
– Wieviel Wasser darf bei der Produktion verbraucht werden?
– Wie müssen die Arbeitsbedingungen bei unseren Lieferanten bei der Herstellung des Produkts sein?
Die SDGs eröffnen hier für Innovatoren Potenzialfelder, in welche nachhaltigen Richtungen bei der Innovationsarbeit gedacht werden kann. - Ehrlich mit euch selbst sein: Bewertet die aktuelle Situation, und zwar ohne Schönfärberei
Es macht wenig Sinn sich Ziele zu setzen, wenn man die aktuelle IST-Situation nicht kennt. Es ist wichtig, eine klare Vorstellung davon zu haben, wo das Unternehmen derzeit in Bezug auf Nachhaltigkeit steht. Dazu gehören die Bewertung der aktuellen Produkte, Dienstleistungen, Prozesse und Kulturen sowie die Identifizierung von Bereichen, in denen Verbesserungen möglich sind. Es gilt die aktuellen Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft zu verstehen, zu messen und für jeden transparent sichtbar zu machen. Denn auch wenn sich hier unbequeme Wahrheiten eröffnen sollten, müssen wir doch ehrlich mit uns sein.
Nachhaltige Berichtstandards geben eine Richtlinie an die Hand, um in die verschiedenen Geschäftsbereiche zu schauen und die richtigen Messindikatoren einzusetzen. Auch wenn das im ersten Jahr noch recht viel Aufwand bedeutet: Ein einmal etabliertes, nachhaltiges Berichterstattungssystem sorgt auch dafür, dass beim Innovieren Messindikatoren für neue Produkte- Services – und Prozesse an die Hand gegeben werden.
Tipps für das nachhaltige Innovieren in KMUs
- Macht euch bewusst: Wer treibt bei euch eigentlich das Thema Innovation operativ?
Gibt es einen Innovationsmanager? Oder habt ihr eine Produktenwicklungsabteilung? Sorgt der Inhaber/Geschüftsführer für die neuen Ideen?
Stellt sicher, dass diese Menschen das nötige Nachhaltigkeitswissen bekommen, um Ideen nachhaltig anders zu denken. - Fangt klein an
Fehlt es an Budget für die großen Nachhaltigkeitsideen? Dann fragt euch, was low hanging fruits sind. Könnt ihr interne Prozesse nachhaltig anders denken? Könnt ihr an bestehenden Produkten Kleinigkeiten verändern, um sie nachhaltiger zu designen? - Eine klare strategische Ausrichtung, die jedem bekannt ist
Zeichnet gemeinsam mit der Geschäftsführung ein enkelfähiges Zukunftsbild als Vision. Leitet daraus Mission und Strategie ab. Ohne Richtung weiß keiner wohin. Dann kann man sich die Innovationsarbeit auch gleich sparen. - Schnelles Vertesten von Ideen
Ihr habt bereits eine enge Kundenbindung? Das ist eine großartige Ausgangslage, um nachhaltige Ideen zu vertesten. Seid mutig und geht mit euren nachhaltigen Ideen früh an die Öffentlichkeit. Nur so findet ihr raus, ob Kunden und Kundinnen diese auch wirklich wollen.