Design Thinking hat sich in den letzten Jahrzehnten als eine der wichtigsten Methoden zur Lösung komplexer Probleme und zur Entwicklung von Innovation etabliert. Durch seine kollaborative, nutzerzentrierte und iterative Herangehensweise hilft Design Thinking Unternehmen, sich an sich verändernde Marktbedingungen anzupassen und neue Lösungen zu entwickeln.
Herkunft und Entwicklung von Design Thinking
Die Ursprünge von Design Thinking reichen zurück bis in die 1950er und 1960er Jahre, als Forscher und Praktiker begannen, den Designprozess zu formalisieren und zu untersuchen, wie er auf andere Disziplinen angewendet werden könnte. Einer der frühen Pioniere war der britische Designer und Pädagoge John Christopher Jones, der den Grundstein für die systematische Erforschung des Designprozesses legte. In den 1970er Jahren begannen Forscher wie Herbert A. Simon und Robert McKim, Design Thinking als Problemlösungsansatz in den Vordergrund zu stellen.
In den 1980er und 1990er Jahren entwickelte sich Design Thinking weiter, und mehrere Schulen und Praktiker begannen, ihre eigenen Ansätze und Methoden zu entwickeln. Einer der einflussreichsten Akteure in dieser Zeit war IDEO, ein globales Design- und Innovationsunternehmen, das maßgeblich zur Popularisierung von Design Thinking beigetragen hat. David Kelley, der Gründer von IDEO, und Tim Brown, der ehemalige CEO, haben wesentlich zur Entwicklung und Verbreitung der Design-Thinking-Methodik beigetragen. Heute wird Design Thinking in einer Vielzahl von Branchen und Kontexten eingesetzt.
Varianten von Design Thinking
Tatsächlich gibt es nicht genau den einmal festgelegten Design Thinking Prozess. Der Kernprozess von Design Thinking umfasst zwar in der Regel fünf Phasen (Empathie, Definieren, Ideenfindung, Prototyping und Testen), es gibt aber verschiedene Varianten und Interpretationen dieses Ansatzes.
Einige der bekanntesten Varianten sind:
Stanford d.school-Ansatz
Die Hasso-Plattner-Institut of Design an der Stanford University, bekannt als d.school, hat einen einflussreichen Design-Thinking-Ansatz entwickelt, der die fünf Phasen (Empathie, Definieren, Ideenfindung, Prototyping und Testen) betont. Die d.school hat maßgeblich zur Verbreitung von Design Thinking in der Bildung und in Unternehmen beigetragen.
Double Diamond-Ansatz
Der Double Diamond-Ansatz, der vom British Design Council entwickelt wurde, stellt den Designprozess als zwei Diamanten dar, die die vier Phasen Entdecken, Definieren, Entwickeln und Liefern repräsentieren. Diese Methode betont die Bedeutung von konvergentem und divergentem Denken in verschiedenen Phasen des Designprozesses. Hier findest Du mehr zum Unterschied zwischen konvergentem und divergentem Denken.
Google Design Sprint
Der Google Design Sprint, entwickelt von Google Ventures, ist eine zeitlich begrenzte, intensive Anwendung von Design Thinking, bei der ein Team innerhalb von fünf Tagen ein Problem definiert, Ideen entwickelt, einen Prototyp erstellt und diesen mit Nutzern testet. Dieser Ansatz fördert schnelle Entscheidungsfindung und Iteration und hilft Teams, in kurzer Zeit zu greifbaren Ergebnissen zu gelangen.
verrocchio Ansatz
In der praktischen Anwendung des Design Thinking Ansatzes in den letzten Jahrzehnten hat das verrocchio Institute das Grundmodell zu einem Modell weiterentwickelt, das sich „Design Thinking ++“ nennt. Die ursprünglichen 5 Phasen werden um eine wichtige Phase ergänzt, die so genannte „Bauen“-Phase.
In der Phase „Bauen“ geht es darum, gezielt Commitments, erste Fundings oder erste technische Machbarkeitsstudien für die Idee zu bauen. Die ist insbesondere in großen Organisationen wichtig denn diese haben (meist) keine innovative Lichtgestalt wie Elon Musk, Richard Branson an der Spitze, sind träge Massen und schwerfällige Supertanker, auch wenn einzelne Teile hoch agil und mutig sind.
Es kommt fast immer darauf an, für neue Ideen und größere Veränderungen kritische Massen zu erzeugen, die dann den ganzen Supertanker bewegen können. Wer diesen Umstand ignoriert, wird auch mit Ideen, die Top-Ergebnisse im Prototyping und Testing erzielt haben, scheitern.
Durch die Integration der Phase „Bauen“ in den Design Thinking-Prozess wird diese Phase frühzeitig von allen Teilnehmern gesehen und wahrgenommen und es werden eben auch im Design Thinking Ideen entwickelt, mit denen die „Bauen“-Phase individuell und wirkungsvoll durchlaufen werden kann.
Unabhängig von der gewählten Variante bleibt das Herzstück von Design Thinking die Konzentration auf den Menschen, die Zusammenarbeit und das iterative Lösen von Problemen.
Ist Design Thinking eine agile Methode?
Design Thinking und Agile sind zwei unterschiedliche Ansätze, die jedoch einige Gemeinsamkeiten und Überschneidungen aufweisen. Beide Methoden legen Wert auf Flexibilität, Zusammenarbeit und Anpassungsfähigkeit. Design Thinking ist jedoch keine agile Methode im engeren Sinne, da es sich in erster Linie auf den kundenzentrierten Problemlösungsprozess und die Entwicklung von innovativen Ideen konzentriert. Agile Methoden hingegen beziehen sich in erster Linie auf die Umsetzung und Entwicklung von Projekten, insbesondere in der Softwareentwicklung.
Trotz dieser Unterschiede können Design Thinking und agile Methoden erfolgreich kombiniert und zusammen eingesetzt werden. Design Thinking kann in den Anfangsphasen eines Projekts angewendet werden, um Benutzerbedürfnisse zu ermitteln, kreative Lösungen zu entwickeln und Prototypen zu erstellen. Agile Methoden können dann im Anschluß zur iterativen Umsetzung und kontinuierlichen Verbesserung der entwickelten Lösungen genutzt werden.
Hilfreiche Werkzeuge bei der Arbeit mit Design Thinking
Im Laufe der Zeit hat sich die Toolbox unserer Innovation Coaches mit vielen spannenden Tools erweitert, die dabei unterstützen Design Thinking erfolgreich umzusetzen. Seit einiger Zeit nutzen wir z.B. häufig Künstliche Intelligenz für die Recherche- und Analyseaufgaben. Wenn Du wissen möchtest wie das funktioniert, findest Du hier den spannenden Artikel Design Thinking mit ChatGPT.
Wann ist der Einsatz von Design Thinking sinnvoll?
Design Thinking ist in vielen Situationen ein sinnvolles Werkzeug:
Komplexe Probleme und große Herausforderungen: Design Thinking ist besonders nützlich bei der Bewältigung komplexer Probleme, bei denen einfache oder lineare Lösungen nicht ausreichen. Der iterative und experimentelle Ansatz von Design Thinking hilft dir dabei innovative Lösungen zu zu entwickeln.
Siehe hierzu auch den Artikel über strukturierte und unstrukturierte Probleme.
Nutzerfokus: Design Thinking ist eine nutzerzentrierte Methode, die den Fokus auf die Bedürfnisse und Erwartungen der Benutzer legt. Immer dann wenn es Dir wichtig ist, Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln, die auf die Bedürfnisse der Benutzer zugeschnitten sind, ist Design Thinking eine geeignete Herangehensweise.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Kern von Design Thinking ist die Zusammenarbeit in multidisziplinären Teams. Wenn du ein Projekt hast, das von der Integration unterschiedlicher Perspektiven und Fähigkeiten profitieren kann, ist Design Thinking eine gute Wahl.
Unsicherheit und Veränderung: In Situationen, in denen es viele Unbekannte oder sich schnell ändernde Bedingungen gibt, kann Design Thinking dabei helfen, flexibel auf Veränderungen zu reagieren und schnell Prototypen zu entwickeln, um Ideen zu testen und anzupassen.
Verbesserung von bestehenden Produkten oder Dienstleistungen: Design Thinking kann auch zur Verbesserung oder Weiterentwicklung von bestehenden Produkten oder Dienstleistungen eingesetzt werden. Insbesondere das Hinterfragen von Annahmen (mehr zu Vermutungen und Annahmen) und der Fokus auf die Benutzerbedürfnisse kann viele Verbesserungspotenziale identifizieren.
Kritik an Design Thinking
Design Thinking ist ein hervorragender Lösungsansatz, trotzdem ist es auch hier wichtig, genau auszuwählen für welche Arbeitssituation der Einsatz Sinn macht. Ein Kritikpunkt ist gleichzeitig der größte Pluspunkt von Design Thinking – der starke Fokus auf den Benutzer/User: Design Thinking legt großen Wert auf die Bedürfnisse und Erwartungen der Benutzer. In einigen Fällen kann dies dazu führen, dass andere wichtige Faktoren, wie technische Machbarkeit, Wirtschaftlichkeit oder Umweltauswirkungen, nicht ausreichend berücksichtigt werden. Hier sind andere Methoden wie z.B. TRIZ häufig sinnvoller. Insbesondere bei technisch orientierten oder stark regulierten Branchen, können andere Ansätze wie analytische Problemlösungsstrategien besser geeignet sein.