Ein Design Sprint kann ein hocheffizientes Arbeitsformat zum Innovieren sein und erfreut sich weltweit großer Beliebtheit. „Benno was ist ein Design Sprint?“ diese und einige andere Fragen wurden in letzter Zeit öfter an mich gestellt – besonders in den neuen virtuellen Zeiten und unter New Work Gesichtspunkten, bekommen Design Sprints noch eine zusätzliche Bedeutung. Die häufigsten Fragen an mich waren:
- Was ist ein Design Sprint?
- Wie funktionieren Design Sprints?
- Wann ist ein Design Sprint sinnvoll?
- Warum ein Design Sprint?
- Wie funktioniert ein Design Sprint?
- Was sind die Vorteile eines Design Sprints?
- Was sind die Nachteile eines Design Sprints?
- Wann lohnt sich ein Design Sprint?
- Wann ist ein Design Sprint das richtige Tool?
Hier also Gedanken und Erfahrungen, die wir im verrocchio Institute zu Design Sprints in den letzten Jahren gesammelt haben.
Wie funktionieren Design Sprints?
Man könnte sagen, ein DesignSprint ist ein strukturierter, zeitgebundener Innovationsprozess, der es kleinen und mittleren Teams ermöglicht, zielführende Herausforderungen zu finden, innovative Lösungen zu konzipieren, erste Prototypen zu erstellen und diese anhand von schnellen Benutzertests zu validieren – sie basieren traditionell auf der Methode Design Thinking.
Ich kenne Design Sprints als einen effizienten Weg, eine Designlösung zu erarbeiten, ohne Wochen oder Monate und viele Schleifen in die Produktentwicklung zu investieren. Dieser klassische, fünftägige Prozess, der ursprünglich von Google Ventures entwickelt wurde, wird tatsächlich von Unternehmen weltweit genutzt, auch viele unserer internationalen Kunden tun es, um schnelle Innovationen und Verbesserungen zu ermöglichen.
Um zu verdeutlichen, wie ein Design Sprint abläuft und ihr eine Vorstellung vom genauen Vorgehen bekommt, habe ich euch einen kleinen Leitfaden erstellt, der die Grundlage für euren ersten Design Sprint bilden kann.
Tag 1: Phase Verstehen
Am ersten Tag geht es typischerweise darum, das Problemfeld bzw. die Herausforderung vollständig zu erfassen, das konkrete Ziel des Projekts zu schärfen oder das Ziel auch erst noch zu exakt definieren. Der Tag beginnt normalerweise mit einer Reihe von Synchronisationen und Gruppenarbeiten, um ein tiefes, gleiches Verständnis der Herausforderung zu gewinnen.
Euer Team sollte Experten aus verschiedenen Bereichen und Blickwinkeln zusammenbringen, um einen breiten Einblick in eure Herausforderung zu erhalten. Das können Kollegen aus der Produktentwicklung, dem Marketing, der Benutzererfahrung, dem Vertrieb und der Technik sein. Experten-Interviews können euch dabei helfen, den Kontext und die Herausforderungen besser und umfassender zu verstehen. Wer schon bei mir im Workshop oder in einem Projekt war weiß, dass ich nun auch gesagt hätte: „Achtet darauf eure Herausforderung in der richtigen und zielführenden Flughöhe zu definieren!“
Bewährte Tools und Methoden aus dieser ersten Phase sind zum Beispiel:
- CATWOE
- 5-Meter-Blick
- 6-W Methode
- AEIOU
- Trends Matrix
- Problem Tackler
- und viele mehr
Es ist auch fast immer hilfreich, eine Wettbewerbsanalyse durchzuführen, um zu sehen, wie andere Unternehmen ähnliche Herausforderungen angehen. Sammelt so viele Informationen wie möglich und stellt sicher, dass alle im Team das Problem und den Kontext verstehen.
Das Ergebnis ist, wie beim Design Thinking, eine „How might we – Frage“ , bzw. eine Leitfrage, ein Problem Statement oder ein Hypothese.
Tag 2: Phase Ideenfindung
Der zweite Tag ist klassisch der Ideenfindung und der Kreativität gewidmet. Hier geht es darum, das ihr eine breite Palette von neuen Lösungsideen bzw. Vorideen generiert, um so viele unterschiedliche Lösungsperspektiven wie möglich zu erzeugen.
Je nach Herausforderung wendet ihr ganz verschiedene Kreativitätstechniken wie Brainwriting-Pool oder Innovationdigging an. Jedes Teammitglied oder Kleingruppe hat auch die Aufgabe, seine Ideen individuell zu skizzieren, ohne sich von den anderen beeinflussen zu lassen. Dies fördert die Vielfalt der Ideen und sorgt dafür, dass alle Stimmen im Raum gehört werden.
Tag 3: Phase Evaluierung und Entscheidung
Am dritten Tag steht die Evaluierung bzw. Filterung der Ideen im Mittelpunkt. Hier werden die Ideen aus dem vorherigen Tag bewertet und diejenigen ausgewählt, die uns attraktiv erscheinen und in einen Prototyp umgewandelt werden sollen.
Methoden und Tools, die hier oft genutzt, werden sind: Erster Filter, Blitzbewertung und visuelle Bewertungs-Maps. Ein grundsätzlich demokratische Prozess stellt sicher, dass die Auswahl auf den Stärken der einzelnen Ideen basiert und nicht nur auf der Meinung einer einzelnen Person.
Nach der Auswahl der zu verfolgenden Ideen wird ein Storyboard erstellt. Dieses Storyboard, das oft aus Post-its oder Whiteboard-Zeichnungen besteht, dient als Ausgangspunkt für das Prototyping.
Tag 4: Prototyping
Am vierten Tag werden die Prototypen der ausgewählten Ideen erstellt. Dieser Prototyp sollte einfach genug sein, um in einem Tag erstellt zu werden, aber dennoch das Kernkonzept und die wichtigsten Funktionen der Lösung darstellen. Hier kommen typischerweise viele verschiedene Materialien und Tools zum Einsatz: Papier, Schere und Kleber, Lego oder bei digitalen Lösungen Tools wie Marvel.
Der Schlüssel ist, sich auf die Jobs, Pains und Gains der Anwender zu konzentrieren und sicherzustellen, dass der Prototyp genug Detail hat, um zielführendes und helfendes Feedback zu liefern. Der Prototyp soll den Anwender auch animieren tiefe, hintergründige Geschichten zu erzählen, die uns die Jobs, Pains und Gains noch besser verstehen lassen.
Tag 5: Testing
Am letzten Tag werden die Prototypen mit echten Benutzern (Anwendern / Kunden) getestet. Diese Benutzertests sind entscheidend, um zu sehen, wie die Lösung in der Praxis funktioniert und um wertvolles Feedback zu sammeln.
Während der Tests beobachtet das Team das Verhalten der Benutzer, hört auf ihr Feedback und macht Notizen. Diese Erkenntnisse werden dann gesammelt und analysiert, um Verbesserungen zu identifizieren und die nächste Iteration des Designs zu planen. Diese Testinterviews sollten mindestens von 2 Personen durchgeführt werden. Ein Person zeigt den Prototypen und führt das Interview und die andere protokolliert die Äußerungen, das Feedback und Erkenntnisse.
Fazit – Wann lohnt sich ein Design Sprint?
Ein Sprint ist ein kraftvolles Werkzeug für Innovationsherausforderungen und kleinere bis mittlere Problemlösungen. Durch die Verbindung von Design Thinking und agilen Methoden ermöglicht es Teams, schnell und effizient Lösungen zu erarbeiten, die auf echten Benutzerfeedback basieren.
Obwohl es ein intensiver Prozess ist, kann die strukturierte Natur eines Design Sprints dazu beitragen, das Risiko zu minimieren und sicherzustellen, dass die Zeit und Ressourcen eines Teams auf die besten Ideen konzentriert werden.
Meine Erfahrung: Der Sprint muss zur Größe und Bedeutung der gestellten Herausforderung passen – nur dann lohnt er sich wirklich!
Was sind die Nachteile eines Design Sprints?
Meiner Erfahrung nach ergibt sich folgender großer Nachteil: Laufen die Sprints einmal, werden sie oft gnadenlos durchgezogen und die Teilnehmer oder der Project Owner erkennen oder reflektieren nicht, wenn der Sprint nicht passt.
Damit ein Design Sprint ein wirklich gutes Ergebnis liefern kann, muss der Design Sprint auch zur Herausforderung passen. Sehr oft tendieren Unternehmen dazu, zu große Herausforderungen, die eigentlich ein monatelanges Projekt bedürfen, mit den vergleichsweise zu kleinen Design Sprint anzugehen. Das Ergebnis sind zu flache, eindimensionale Lösungen, die nicht umgesetzt werden und frustrierte Mitarbeiter, die keine intrinsische Motivation haben, erneut an einem Design Sprint mitzuwirken.
Wo lassen sich Design Sprints lernen?
Die Sprints werden auch in einigen Lernformaten verschiedener Anbieter angeboten. Im Master-Modul der Innovationcoach Ausbildung des verrocchio Institute wird eine Design Sprint auch ganz praktisch vertieft und durchlaufen.