Was leistet KI in Innovationsprozessen?
Seit der Veröffentlichung von Open AI’s ChatGPT hat sich die Arbeit von vielen Innovationsprofis deutlich verändert. Von der Ideengenerierung über die Konzeptentwicklung bis hin zur Markteinführung – KI ist dabei, jeden Schritt des Innovationsprozesses neu zu definieren. Macht KI den Menschen arbeitslos? Auf keinen Fall, zumindest aktuell agiert sie als (zugegebenermaßen sehr leistungsfähiger) Assistent, ersetzt aber nicht die Expertise und Erfahrung von erfahrenen Innovation Professionals.
Während ChatGPT & Co. nach wie vor für viele Arbeitsschritte ein guter Startpunkt sind, gibt es mittlerweile eine ganze Reihe von spezialisierten Anwendungen, die für Innovationsprofis wertvolle Arbeitshilfen sind. Natürlich kann ich in diesem Artikel nicht alle verfügbaren Tools beschreiben, die am Markt verfügbar sind. Während ich das hier schreibe, gibt es wahrscheinlich 5 weitere Tools, die gerade veröffentlicht werden. Also orientiere ich mich in diesem Artikel an den Tools, die wir im verrocchio Institute für eigene und Kundenprojekte nutzen.
Universell einsetzbar: KI-Chatbots
Mit Tools wie ChatGPT oder Gemini haben sicher die meisten Leser schon Erfahrungen gemacht. Sie sind tatsächlich universell einsatzbar, durch den passenden Prompt werden sie entweder zum Brainstorm-Kollegen, erfahrenen Researcher oder auch Grafiker. Die Ergebnisse hängen stark vom eingegebenen Prompt ab, für gute Ergebnisse ist einiges an Erfahrung und Wissen notwendig. In der Regel nutzen wir bei unseren Projekten den Chatbot, der auch im Kundenunternehmen freigegeben ist. Allerdings haben die verfügbaren Modell auch durchaus unterschiedliche Stärken/Schwächen. Hier eine (natürlich rein subjektive Gegenüberstellung:
Vergleich aktueller KI-Chatbots und Assistenten (Stand März 2025)
Name | Entwickler/Firma | Fokus / Zielsetzung | Besonderheiten / Stärken |
---|---|---|---|
ChatGPT | OpenAI | Allround-Text-KI | Vielseitig, kreativ, unterstützt Code, Bild, Daten |
Claude | Anthropic | Sicherer, ethischer Dialog | Klar strukturierte Texte, sehr human klingend |
Copilot | Microsoft + OpenAI | Office-Integration, Produktivität | GPT in Word, Excel, Outlook, Windows |
Gemini | Google (DeepMind) | Google-Integration, Suche + KI kombiniert | Native Gmail/Docs-Verbindung, Android-Integration |
Perplexity | Perplexity AI | KI-gestützte Suche + Antworten mit Quellen | Top bei Recherche, schlankes Interface |
Grok | xAI (Elon Musk) | KI mit „rebellischem“ Ton + X/Twitter-Integration | Zugriff auf aktuelle Inhalte bei X (ehem. Twitter) |
DeepSeek | DeepSeek AI (China) | Open-Source-orientiert, leistungsstarke Modelle | Gute Codergebnisse, teils GPT-4-nah, günstig / offen |
Tatsächlich fehlt in dieser Aufstellung noch eins meiner aktuellen Lieblingstools, NotebookLM, da für sich keine neue KI ist, den es basiert auf Googles Gemini-Modell. NotebookLM ist eine Art intelligentes Notizbuch, in dem du eigene Inhalte wie PDFs, Google Docs oder Notizen hochladen kannst – und die KI hilft dir dann dabei, die Inhalte zu verstehen, zusammenzufassen, Fragen zu beantworten oder neue Ideen zu entwickeln. Im Vergleich zu den oben erwähnten Assistenten kann Notebook LM deutlich längere Texte verarbeiten, ist also für die Recherche in großen Dokumenten perfekt geeignet.
KI Use Case: Identifikation von Innovationspotenzialen
Häufig steht am Anfang die Identifikation von Trends, Kundenbedürfnissen und technologischen Entwicklungen. Der Vorteil von künstlicher Intelligenz ist, daß sie große Datenmengen effizient analysiert und daraus wertvolle Erkenntnisse ziehen kann. Die Daten können interne Dokumente des Unternehmens sein, aber auch soziale Medien, wissenschaftliche Publikationen oder umfassende Wirtschaftsdaten. Für für eine erste Analyse der Wettbewerbssituation reicht oft schon ein einfacher Prompt, auch das Analysieren von Kundenfeedback in Bewertungen, Foren oder Umfragen kann durch KI Chatbots durchgeführt werden. Eines meiner favorisierten Tools ist hier Perplexity, dass auch die Quellen der Informationen mit ausgibt, um tiefer zu recherchieren. So können auch Halluzinationen der KI gering gehalten werden.
Der TrendExplorer in unserem verrocchio AI Toolkit ist ein wertvolles Werkzeug, das dabei unterstützt relevante Trends in einem Fachbereich oder einer Branche zu identifizieren und detaillierte Einblicke zu gewinnen,
KI Use Case: Ideengenerierung und Ideenbewertung
KI kann nicht kreativ sein – dieser Blickwinkel ist mittlerweile durch einige Studien ausgeräumt worden (siehe z.B. Artificial muses: Generative artificial intelligence chatbots have risen to human-level creativity)
Traditionell wird dem kreativen Geistesblitz im Innovationsprozess eine große Bedeutung zugemessen. Eine Idee entsteht dabei aus einer Kombination von Erfahrung, Intuition und Zufall. KI verändert dieses Bild grundlegend.
Moderne KI-Tools analysieren in Sekundenbruchteilen riesige Mengen an Daten: Markttrends, Kundenfeedback, wissenschaftliche Publikationen oder Patentdatenbanken. Aus diesen Informationen lassen sich musterbasierte Potenziale erkennen, auf die ein Mensch allein nur mit großem Aufwand stoßen würde. Einen ersten Einblick in die Leistungsfähigkeit erhält man schon wenn man einem KI-Chatbot nach Ideen für eine konkrete Fragestellung fragt.
Diese Ideenentwicklung kann auch automatisiert durchgeführt werden. Beispiel: Ein Unternehmen nutzt eine KI, um auf Basis globaler Trends in der Lebensmittelindustrie neue Produktideen zu entwickeln. Die KI erkennt dabei eine steigende Nachfrage nach proteinreichen, pflanzlichen Snacks und schlägt neue Geschmackskombinationen vor, die bei Konsumenten mit bestimmten Lifestyle-Vorlieben besonders gut ankommen könnten.
Spezialisierte KI-Tools wie der BrainstomPal liefern auch ohne Promptwissen und ChatGPT-Subscription eine größere Auswahl guter Ideen zu allen möglichen Fragestellungen.
Wenn man nach Abschluss der Ideengenerierung dann die entstandenen Ideen bewerten lassen möchte, hilft oft eine Diskussion im Team. Bin ich nun allein im Team, kann der IdeaChallenger helfen, der eine ausformulierte Idee nach der 6-Hüte-Methode von de Bono analysiert. Auch mit den klassischen Chatbots ist eine Bewertung möglich. Hier ist es wichtig, die KI im Prompt in eine bestimmte Rolle zu setzen wie z.B. „Du bist erfahrener Verfahrensingenieur und kennst dich aus mit…“ und das System dann die Idee oder das Konzept bewerten zu lassen. Ich würde zudem immer Kriterien angeben, die mir für die Bewertung wichtig. Je spezifischer der Prompt ist umso besser das Ergebnis,
KI Use Case: Prototyping
Beim Prototyping geht es darum darum, Ideen greifbar zu machen, damit sie schnell getestet, weiterentwickelt oder verworfen werden können. Prototypen sind bewusst „low fidelity“, also einfache Skizzen, Papiermodelle, klickbare Dummies oder einfache Funktionsmuster.