INNOVATION NAVIGATOR

Tiefes Innovationswissen aus der Praxis vom verrocchio Institute

Inhaltsverzeichnis

Innovationsfähige Menschen: Was wir vom Besuch bei IKEA lernen können

Eines ist uns mittlerweile allen klar: Innovation ist kein Zufall. Damit Innovationen in Unternehmen möglich werden, braucht es gewisse Voraussetzungen. Diese können auf der einen Seite vom Unternehmen selbst hergestellt werden und sollten sich in Form einer sichtbar (vor-)gelebten Kultur zeigen, die Risikobereitschaft, das Testen neuer Ideen und das Lernen fördert. Eine gesunde Fehlerkultur, sinnvolle Weiterbildungen und eine offene transparente Unternehmenskommunikation mit flachen Hierarchien sind hier nur einige Stichworte, auf die ich ihm Rahmen dieses Artikels jedoch nicht weiter eingehen möchte.

In diesem Artikel möchte ich den Fokus auf die Menschen legen. Denn neben den vom Unternehmen gestellten Voraussetzungen braucht es für die eigene Innovationsfähigkeit auch Menschen, die innovationsförderliche Eigenschaften mitbringen. Und diese zu finden (oder zu erkennen) ist keine einfache Aufgabe.

Innovationsfähige Menschen zu finden ist nicht leicht

Menschen die durch ihre Eigenschaften und Haltung Innovationen in einem Unternehmen ermöglichen sind absolut wertvoll und nicht so leicht zu finden. Das merken wir allein schon daran, dass Unternehmen uns oft fragen: „Wie finde ich denn die passenden Menschen, um Innovation voranzutreiben?“ Diese Frage lässt sich nicht einfach beantworten, denn ein erfolgreiches Innovationsteam zeichnet sich vor allem durch ihr innovatives Mindset aus. Und Mindset ist oft ein schwer fassbarer Begriff. Eine annähernde Definition von innovativem Mindset habe mal ich in diesem Artikel beschrieben. Doch selbst hier wird klar, dass es sich bei einem innovativen Mindset um Eigenschaften handelt, die sich schwer spezifizieren lassen. Woran merke ich z.B., dass jemand grundsätzlich offen für Neues ist? Schließlich steht es den Menschen nicht auf die Stirn geschrieben und oft müssen sich Unternehmen hier auf die Erfahrung der Führungskräfte verlassen, die dies aus der Zusammenarbeit mit den Mitarbeitenden noch am besten beurteilen können. Doch ginge dies nicht konkreter? Ich denke: ja, das geht.

Innovatives Mindset ganz konkret

Die Frage, wie sich innovationsfähige Menschen erkennen lassen, beantworten wir oft mit dem Tool „Flickschuster“. Es ist eine Geschichte über einen Flickschuster, der sich immer neuen und anspruchsvolleren Herausforderungen stellen muss, diese meistert und am Ende zum Berater des Königs ernannt wird. Es ist ein wunderbares Tool, um mit einem Team über Innovationsfähigkeit zu reflektieren und zu veranschaulichen, warum wir im besten Fall weitere Flickschuster im Unternehmen finden. Hinzu kommt, dass man sich durch die Geschichte vom Flickschuster deutlich besser vorstellen kann, nach welchen Eigenschaften wir bei Mitarbeitenden Ausschau halten sollten.

Doch geht es aus meiner Sicht auch noch etwas konkreter. Je mehr ich mich mit dem Thema Mindset auseinandersetze, desto mehr fällt mir auf: In uns allen steckt mehr innovatives Mindset als wir denken. Diese Art Mindset zeigt sich immer mal wieder in ganz bestimmten Situationen und eine Situation ist mir dabei besonders ins Auge gesprungen: Der IKEA-Einkauf. Richtig gelesen. Genauer gesagt die Situation, die ich immer wieder auf einem IKEA-Parkplatz wahrnehme. Ich spreche daher gerne vom „IKEA Parkplatz Optimismus“.

Was ist der „IKEA Parkplatz Optimismus“?

Wenn Sie selbst mal bei IKEA ein paar neue Möbel gekauft haben, kennen Sie dieses Phänomen vielleicht. Ein Billy-Regal oder eine Karlstad-Couch in ein Auto zu laden ist eine echte Herausforderung. Trotz der scheinbaren Aussichtslosigkeit der Situation, gibt es immer wieder Menschen, die es trotzdem versuchen – und es zu meiner eigenen Verblüffung oft sogar schaffen. Sie behalten ihren Optimismus, lassen nicht locker, probieren verschiedene Strategien aus und nutzen alle verfügbaren Ressourcen. Dieses unerschütterliche Durchhaltevermögen und der feste Glaube an eine Lösung sind offenbar feste Kernbestandteile des Mindsets dieser Menschen. Der „IKEA Parkplatz Optimismus“ veranschaulicht für mich eine daher besondere Ausprägung des Mindsets in einem Innovationsteam und ist von entscheidender Bedeutung.

Innovationsfähige Menschen: Was wir vom Besuch bei IKEA lernen können
„IKEA Parkplatz Optimismus“ – Illustration von Christina Westing

Eine solch grundlegend optimistische Haltung ermöglicht den Teammitgliedern, über den Tellerrand hinaus zu denken, neue Wege zu gehen, um kreative Lösungen für komplexe Probleme zu finden. Nicht aufgeben lautet die Devise. Es ermutigt sie, Risiken einzugehen, zu experimentieren und aus Misserfolgen (teils direkt) zu lernen. Es gibt ihnen die Zuversicht, dass sie Hindernisse überwinden und ihre Ziele erreichen können, egal wie unerreichbar sie auch scheinen mögen.

Nun liegt die Frage nahe: ist das nicht das gleiche wie Resilienz? Aus meiner Sicht gibt es hier einen kleinen aber feinen Unterschied.

Wie unterscheidet sich Optimismus von Resilienz?

Optimismus und Resilienz sind beide wesentliche Merkmale eines erfolgreichen Innovationsteams, doch sie unterscheiden sich, wie ich finde, in ihren Nuancen. Optimismus, wie er im „IKEA Parkplatz Optimismus“ zum Ausdruck kommt, ist die Überzeugung, dass positive Ergebnisse erreicht werden können, unabhängig von den vorliegenden Herausforderungen. Es ist die Fähigkeit, das Positive in jeder Situation zu sehen und an die Möglichkeit einer erfolgreichen Lösung zu glauben.

Resilienz hingegen ist die Fähigkeit, sich von Rückschlägen zu erholen und trotz Schwierigkeiten weiterzumachen. Es ist die Fähigkeit, bei Misserfolgen standhaft zu bleiben und die notwendigen Anpassungen vorzunehmen, um auf Kurs zu bleiben.

Resilienz ist somit sozusagen die Reaktion auf eine Situation, wohingegen Optimismus eine grundsätzliche Haltung „von Beginn an“ ist und somit ein deutlich breiteres Spektrum bedient. Mit Optimismus glauben wir schlichtweg an unser Vorhaben.

„In Unternehmen werden die Ideen umgesetzt, an die wir glauben“

„In Unternehmen werden die Ideen umgesetzt, an die wir glauben“, hat mein Kollege Benno einmal gesagt. Spannend, bringt dieses Zitat bringt den „IKEA Parkplatz Optimismus“ doch auf den Punkt. Es geht im Grunde von Innovation nämlich darum, an die Machbarkeit einer Idee zu glauben, egal wie herausfordernd sie auf den ersten Blick auch erscheinen mag. Es geht darum, nicht aufzugeben, verschiedene Ansätze auszuprobieren und die notwendigen Ressourcen zu nutzen, um das Ziel zu erreichen. Es geht also darum, grundlegend optimistisch zu sein und zu bleiben.

Augen auf für die IKEA-Optimisten dieser Welt

Für die Förderung von Innovation in einem Unternehmen ist es meiner Meinung nach von entscheidender Bedeutung, nach Menschen Ausschau zu halten, die das „IKEA Parkplatz Optimismus“-Mindset verkörpern. Solche Mitarbeiter sind oft die treibende Kraft hinter kreativen Ideen und neuen Ansätzen. Sie sind bereit, Risiken einzugehen, ausgetretene Pfade zu verlassen und das scheinbar Unmögliche möglich zu machen.

Sie sind auch diejenigen, die Herausforderungen nicht als Hindernisse, sondern als Chancen sehen. Sie sind oft auch die resilienten, die bei Rückschlägen nicht aufgeben, sondern Lösungen finden. Sie sind diejenigen, die ständig nach Verbesserungen suchen, neue Wege erkunden und das Unternehmen voranbringen.

Solche Mitarbeiter können eine entscheidende Rolle bei der Förderung einer Innovationskultur spielen (oft genug haben wir diese bereits in der Praxis erlebt). Sie können dazu beitragen, eine Atmosphäre der Kreativität und des Experimentierens zu schaffen. Sie können andere inspirieren und dazu ermutigen, ihre eigenen Ideen einzubringen und Risiken einzugehen. Und somit sind diese Menschen die ideale Ergänzung zu den vom Unternehmen selbst geschaffenen Voraussetzungen für eine erfolgreich gelebte Innovationskultur.

Es lohnt sich daher, nach solchen Mitarbeitenden Ausschau zu halten und sie in Schlüsselpositionen zu platzieren, in denen sie ihre Fähigkeiten und ihr Mindset voll zur Geltung bringen können. Mit dem richtigen Team und dem richtigen Mindset kann jedes Unternehmen seine Innovationsfähigkeit steigern und seine Ziele erreichen.

Optimismus ist der Schlüssel

Der „IKEA Parkplatz Optimismus“ ist ein kraftvolles Symbol für das Mindset, das für ein erfolgreiches Innovationsteam benötigt wird. Es geht darum, an das Potenzial von Ideen zu glauben, die Bereitschaft zu haben, sie auszuprobieren und weiterzuentwickeln, und eine positive Einstellung zu bewahren, auch wenn es schwierig wird. Es geht darum, an das scheinbar Unmögliche zu glauben und bereit zu sein, es zu versuchen. Es ist diese Kombination aus Optimismus und Resilienz, die ein Innovationsteam dabei unterstützt, erfolgreich, widerstandsfähig und zukunftsfähig zu sein.

Also: Das nächste Mal, wenn Sie sich fragen, wie Sie innovationsfähige Menschen erkennen, fragen Sie Ihre Mitarbeitenden doch mal nach ihrem letzten Besuch bei IKEA. Das bleibt garantiert in Erinnerung.

geschrieben vonChristina Westing