Sobald man sich intensiver mit Fragen wie „Was ist Innovation genau?“ oder „Was bedeutet es, innovativ zu sein?“ beschäftigt, stößt man sehr schnell auf das magische Buzzword „Mindset“. Mein Kollege Christian hat in seinem Artikel verdeutlicht, dass „innovativ sein“ sehr viel mit bestimmten Eigenschaften einer Person zu tun hat.
Auch wenn es sich durch den häufigen Gebrauch im Deutschen gar nicht mehr so anfühlt, ist es ein englisch-sprachiger Begriff und bedeutet so viel wie Denkweise, Einstellung oder (geistige) Haltung. Der Begriff an sich impliziert also schon, dass Mindset etwas ist, wofür man sich aktiv entscheiden kann. Aber fangen wir von vorne an.
Warum ist ein innovatives Mindset wichtig?
Wie zu Beginn bereits erwähnt, stoßen wir sehr schnell auf das Mindset-Thema, sobald wir uns mit dem Thema Innovation auseinandersetzen. Aber warum ist das eigentlich so?
Dazu werfen wir einen Blick auf das Fundament der Innovationsfähigkeit: dem Kräftedreieck. Aus Jahren und Jahrzenten von Innovation und Innovationsforschung ist mittlerweile bekannt, dass eine (gesteigerte) Innovationsfähigkeit eines Teams oder eines Unternehmens immer dann gegeben ist, wenn drei Kernvoraussetzungen gegeben sind:
- Die Veränderungsbereitschaft der Menschen
- Die Veränderungskompetenz der Menschen
- Die Veränderungsmöglichkeiten, die den Menschen gegeben werden
Zusammen bilden diese drei Voraussetzungen die Säulen des Kräftedreiecks der Innovationsfähigkeit. Fehlt eine dieser Säulen, dann wird es mit der Innovationsfähigkeit hakelig. In genau diesen Voraussetzungen finden wir unser Mindset wieder: die Veränderungsbereitschaft der Menschen, auch gut übersetzbar mit dem „Wollen“. Menschen, die erfolgreich innovieren, haben im wahrsten Sinne den „Willen“ dazu und bringen die richtige Einstellung mit – sie haben also das passende Mindset.
Was macht ein innovatives Mindset aus?
Im bereits erwähnten Artikel meines Kollegen hat Christian ein paar grundlegende Eigenschaften beschrieben, die einen innovativen Menschen ausmachen – einem Menschen also, der ein innovatives Mindset mitbringt. Diese seien hier noch einmal aufgegriffen:
- Der feste Glauben daran, etwas aus eigener Kraft verändern zu können
- Die intrinsische Motivation, Energie in eine Idee zu stecken
- Die Offenheit für Neues, damit verbunden eine höhere Toleranz für Unsicherheit und Risiko
- Neugier und das ständige Interesse, die Welt zu verstehen und zu verbessern
- Veränderungs- und Risikobereitschaft, auch um von klassischen Mustern abzuweichen
- Empathie, denn gute Ideen erfüllen immer die Bedürfnisse von anderen Menschen auf exzellente Art und Weise
Ich möchte an dieser Stelle noch ein paar Punkte ergänzen, die im Speziellen ein sehr ausgeprägtes innovatives Mindset betreffen. Begegnen wir also einem Menschen, von dem wir sagen würden, der hat wirklich alles, was mitzubringen möglich ist, dann würde man bei ihm neben den oben genannten Eigenschaften noch diese Merkmale sehen:
- Kreativität – auch wenn alle mehr oder weniger gleich kreativ sind, fällt es manchen Menschen einfach leicht, sich kreativ auf’s um die Ecke zu denken einzulassen
- Experimentierfreude und die fehlende Angst vor Fehlern
- Problem- und Lösungsorientierung, also sich sowohl aktiv gut in ein Problem hineinversetzen und verstehen zu können als auch ein gutes Gefühl für in Frage kommende Lösungen zu haben
- Flexibilität und eine hohe Anpassungsfähigkeit, denn nur wer schnell auf Veränderungen reagiert und sich nicht an Fehlern und nicht funktionierenden Ideen festklammert, hat eine höhere Chance auf erfolgreiche Innovation
Betrachten wir nun all diese Punkte fällt auf, dass sie sich auf die Eigenschaften einer einzelnen Person beziehen und wenig Bezug auf die für erfolgreiches Innovieren essenzielle Teamdynamik beziehen. In unserer heutigen, hochvolatilen und hochkomplexen Gesellschaft geht Innovieren nur im Team – die Ära der Thomas Edisons dieser Welt ist einfach vorbei. Werfen wir also einen Blick auf das kollektive innovative Mindset eines Teams.
Was macht ein innovatives Team aus?
Kommen nun eine Handvoll Menschen zusammen, die alle für sich schon die beschriebene Gesamthaltung mitbringen, so wäre das i-Tüpfelchen für den Erfolg dieses Teams aus meiner Sicht bestimmte zwischenmenschliche Dynamiken:
- Aktiv gelebte Empathie füreinander: eine Empathie für den Kunden bzw. den Nutzer ist natürlich von zentraler Bedeutung (wie oben beschrieben), aber aktiv gelebte Empathie innerhalb des Innovationsteams ist mindestens genauso wichtig. Denn nur, wenn man sich in seine Teammitglieder aktiv hineinversetzt, kann man verstehen, warum er oder sie genau diese Idee hatte, wie sie genau gemeint ist, um so das volle Potential der Idee ausschöpfen zu können und diese Idee sinnvoll mit anderen Ideen kombinieren zu können. Wenn wir empathisch gegenüber unseren Mitmenschen agieren können wir das kollektive Potential des gesamten Teams nutzbar machen.
- Aktives Zuhören: Sehr eng an diese aktive Empathie ist das aktive Zuhören geknüpft. Zum einen, weil es die Grundlage für die gelebte Empathie bildet, sowohl dem Kunden gegenüber (wir müssen unserem Kunden genau zuhören, um ihr zu verstehen!), als auch unserem Teamkollegen gegenüber. Das Aktive Zuhören hat aber noch einen weiteren Effekt: die gelebte Wertschätzung. Das Gegenüber fühlt sich im wahrsten Sinne gehört und damit wertgeschätzt. Nur so fühlt sie sich im Team auch wohl und ist bereit, alles für den Teamerfolg zu geben.
- Der feste Glaube an die Kraft und Positivität des Teams: Zu guter Letzt ist die Grundhaltung seinem eigenen Team gegenüber absolut entscheidend für deren Erfolg im Innovieren. Es ist dieser typische „gemeinsam schaffen wir das, gemeinsam sind wir stark und meistern jede Herausforderung“-Gedanke, der auch stark an den Trainer einer Fußballmannschaft erinnert. Diese gedankliche Verbindung ist kein Zufall – am Ende ist es ein starkes Wir-Gefühl, das den langfristigen Erfolg von Ideen entscheiden kann.
Kann man innovatives Mindset lernen?
Beim Blick auf diese Merkmale einer innovativ denkenden Person oder auch eines innovativ eingestellten Teams, kann einen schnell das Gefühl beschleichen, dass man all diese Eigenschaften entweder von Natur aus mitbringt oder man einfach Pech hat und nicht damit gesegnet ist. Das ist aus meiner Sicht falsch! Natürlich fällt es manchen Menschen von Natur aus leichter, z.B. sehr offen gegenüber Neuem zu sein oder leicht den Kern eines Problems identifizieren zu können. Aber wie bei so vielen Dingen im Leben, lässt sich auch dies lernen. Und das funktioniert am besten, wer hätte es gedacht, durch Übung und „einfach machen“. Wer sich aktiv in ein Team einbringt, beobachtet, aufmerksam ist und positiv bleibt ist bereits auf dem besten Weg, das innovative Mindset für sich zu festigen.
Wie finde ich Menschen, die bereit sind, innovatives Mindset zu leben?
Diese Frage stellt sich wohl so gut wie jedes Unternehmen. Auch wir als Beratung bekommen diese Frage oft gestellt. Unsere Antwort darauf lautet immer gleich: am besten mit einem Märchen! Genau genommen, das Märchen vom Flickschuster. Was es damit auf sich hat, erzählt euch Benno am besten persönlich:
