Die Notwendigkeit nachhaltiger Ideen und Lösungen wird für Unternehmen aktuell immer drängender. Vor allem zwei Schlüsselfaktoren treiben Unternehmen zur Lösungsfindung: Ressourcenknappheit und regulatorische Anforderungen.
Die zunehmende Ressourcenknappheit erfordert innovative Materialalternativen und ein Umdenken unserer Wirtschaft von linear zur zirkulär, um Abfall ad acta zu legen und Ressourcen effektiv zu nutzen. Zudem schaffen immer strengere Umwelt- und Sozialvorschriften einen rechtlichen Anreiz zur Einhaltung nachhaltiger Praktiken für Unternehmen.
Nachhaltige Ideen und Lösungen zu finden wird für Unternehmen, die nicht nur rechtliche Minimalanforderungen anstreben, sondern darüber hinaus ihre Kundenbindung erhöhen und neue Märkte erschließen wollen, ein Wettbewerbsvorteil. Für Unternehmen, die das Morgen überleben wollen, sind nachhaltige Lösungen daher kein ‚Nett-zu-haben‘, sondern ein ‚Muss‘.
Die Rolle der Kreativität in der Entdeckung von nachhaltigen Ideen
Kreativität ist unerlässlich, wenn es darum geht, nachhaltige Ideen und Lösungen zu finden. Sie spielt eine entscheidende Rolle für Unternehmen, die Nachhaltigkeit in allen Bereichen integrieren wollen. Kreativität ist der katalytische Funke, der uns ermutigt, über das Bestehende hinauszudenken, die Grundlagen unseres Handelns in Frage zu stellen und nach besseren Wegen zu suchen.
Im kleinsten Fall bedeutet Kreativität bereits, wenn du zu einem Problem einen neuen Lösungsansatz bemerkt hast. Kreativität heißt, viele kleine Schritte zur Lösung zu gehen. Dabei wird die Einsicht wachsen, dass Kreativität ein Schatz ist, um Nachhaltigkeit im Unternehmen voranzubringen und Mitarbeitende in diese Entwicklung durch ihren Ideenreichtum einzubinden. Denn wissenschaftlich sind wir alle mehr oder weniger gleich kreativ. Viele von uns müssen es nur erst wieder lernen – und zum Glück lässt sich Kreativität in jedem Alter fördern und trainieren.
Kreativität als Katalysator für mehr Nachhaltigkeit hilft uns bei…
- der Entwicklung innovativer Materialien und Technologien, die effektiver sind und einen geringeren oder sogar einen positiven ökologischen Fußabdruck hinterlassen. Dies kann in Form von neuen Produktdesigns, Produktionsverfahren oder Energiequellen dazu führen, die Belastung unserer Umwelt erheblich zu reduzieren.
- der Erarbeitung von neuen, nachhaltigeren Geschäftsmodellen. Geschäftsmodelle, die kreislauffähig und restaurativ sind und damit einen Mehrwert für Unternehmen, für Kund:innen und den Planeten schaffen.
- der Gestaltung nachhaltiger Prozesse im Unternehmen und seinem Ökosystem aus Partner:innen. Mit kreativen Ansätzen können Unternehmen Prozesse entwerfen, die sowohl ökologische als auch soziale Verantwortung fördern. Kreativität kann dabei unterstützen, die Art und Weise, wie wir arbeiten, völlig neu zu denken und zu gestalten.
Letztendlich kann der Einsatz von Kreativität Unternehmen dazu befähigen, neue Pfade zu beschreiten und so nachhaltige Werte zu schaffen, die weit über die Produkte oder Dienstleistungen selbst hinausgehen. Kreativität ist der Schlüssel für nachhaltige Ideen und Lösungen, die einen positiven und dauerhaften Einfluss auf den Unternehmenserfolg sowie auf ökologische und soziale Systeme haben können.
Innovations-Workshops: Ein effektives Werkzeug zur Erzeugung nachhaltiger Ideen
Wir können Innovations-Workshops in Unternehmen als Werkzeug verstehen, um nachhaltige Ideen zu entwickeln. Als strukturierte, interaktive Veranstaltungen bringen sie Menschen aus verschiedenen Bereichen eines Unternehmens zusammen, um neue Perspektiven zu erkunden, komplexe Probleme zu lösen und spannende Lösungen zu finden.
Als eine Form der Mitarbeitereinbindung bieten solche Workshops eine sichere Umgebung, in der alle Teilnehmende ermutigt werden, über den Tellerrand hinaus zu denken und Ideen zu teilen, ohne Angst vor Kritik oder Ablehnung. In diesem kreativen Raum werden unterschiedliche Standpunkte und Erfahrungen gezielt genutzt, um ein umfassenderes Verständnis der Herausforderungen und Chancen rund um Nachhaltigkeit zu erlangen.
Ein entscheidender Aspekt dabei ist die Interdisziplinarität der Teilnehmenden. Durch die Einbeziehung verschiedener Abteilungen und Hierarchiestufen entsteht ein vielfältiger Pool an Wissen und Perspektiven, der es ermöglicht, nachhaltige Lösungen zu erarbeiten, die über die Grenzen einzelner Bereiche hinausgehen und das gesamte Unternehmen positiv beeinflussen können.
Spannend sind solche Innovations-Workshops auch aus Kulturwandel-Sicht. Sie fördern das Verständnis und die Bereitschaft für mehr Nachhaltigkeit, zeigen die Bedeutung von Offenheit, Zusammenarbeit und gemeinsamer kontinuierlicher Verbesserung auf und motivieren dazu, diese Werte im Berufsalltag zu verankern.
Um die Vorteile von Innovations-Workshops voll auszuschöpfen, ist eine sorgfältige Planung und Durchführung entscheidend – entweder von Seiten ausgebildeter, interner Moderator:innen oder durch externe Unterstützung. Es braucht klare Ziele, die richtige Mischung von Teilnehmenden und die passenden Methoden.
Den richtigen Fokus im Innovations-Workshop finden
In jedem Innovations-Workshop sollte zunächst Fokus und Ziel geklärt werden. Dazu braucht es bereits im Vorhinein die Definition von klaren Workshopzielen: Was wollen wir in diesem Innovations-Workshop erreichen? Welches spezifische Problem im Bereich der Nachhaltigkeit wollen wir lösen? Wofür wollen wir Ideen finden? Aus der Erfahrung gesprochen lohnen sich mehrere kleinere, gezielte Innovations-Workshops für jeweils ein spezifisches Nachhaltigkeitsproblem mit dem passenden interdisziplinären Teilnehmendenkreis, um konkretere und praktikable Ideen zu entwickeln.
Die im Unternehmen identifizierten Nachhaltigkeitsprobleme geht es in einem ersten Schritt in eine Fragestellung zu formulieren, eine sogenannte Leitfrage oder auch „How-might-we“- Frage. Hier einige Beispiele aus verschiedenen Unternehmensbereichen:
- Problem: Hoher Energieverbrauch in den Produktionsstätten führt zu erheblichen CO2-Emissionen und hohen Betriebskosten.
Leitfrage: Wie können wir unsere Energieeffizienz in der Produktionsstätte xxx innerhalb der nächsten zwei Jahre um 30% steigern? - Problem: Hoher Papierverbrauch führt zu unnötigem Abfall und Umweltbelastung, und es besteht ein Bedarf an effizienterer und sicherer Datenspeicherung und -zugriff.
Leitfrage: Wie können wir unsere Büros „papierlos“ gestalten, sodass der Bedarf an physischen Dokumenten minimiert und gleichzeitig die Informationszugänglichkeit und -sicherheit gewährleistet wird? - Problem: Die Unternehmenskultur fördert nicht ausreichend nachhaltiges Verhalten und Denken unter den Mitarbeitenden.
Leitfrage: Wie können wir eine Unternehmenskultur schaffen, die Engagement und Eigenverantwortung für Nachhaltigkeit unter den Mitarbeitenden fördert? - Problem: Das Unternehmen hat keinen systematischen Ansatz zur Messung und Verbesserung der Nachhaltigkeitsperformance.
Leitfrage: Wie können wir ein umfassendes Nachhaltigkeitsmanagement-System einführen, das kontinuierliche Verbesserungen ermöglicht und transparent kommuniziert wird?
Um weitere gute Leitfragen für mehr Nachhaltigkeit zu finden, helfen die 17 verrocchio SDG Challenger Cards. Sie geben zu jedem UN Sustainable Development Goal fünf passende Leitfragen für Unternehmen, um die globalen Nachhaltigkeitsziele mit dem Angebot des eigenen Unternehmens zu verfolgen.
2 Beispielkarten SDG Challenger Cards
Wenn die Leitfrage für den Innovations-Workshop gesetzt ist, geht es nun in die eigentliche Ideenfindung. Dafür sollte eine Umgebung geschaffen werden, in der sich jeder wohlfühlt seine Gedanken und Ideen ohne Angst vor Kritik zu teilen. In diesem frühen Stadium geht es darum, so viele Ideen wie möglich zu sammeln, nicht sie zu bewerten. Ideenfindung, Ideenbewertung und Ideenauswahl sind einzelne, aufeinanderfolgende Schritte und klar voneinander zu trennen.
Brainstorming für Nachhaltigkeit: Oder wie man es besser macht
Brainstorming wird oft und gerne in Teams zum Sammeln von neuen Ideen genutzt. Doch diese Technik ist eigentlich eher für geübte und gut eingespielte Teams geeignet – denn sie sorgt dafür, dass stille Teilnehmenden kaum zu Wort kommen und sich die Ideenfindung schnell im Kreis drehen oder in Details der Umsetzung verlieren kann. Es gibt viel bessere Kreativitätstechniken, gerade in einem Innovations-Workshop mit Teilnehmenden unterschiedlichen Hintergrunds, die zielführende Ergebnisse schaffen. Wichtig dabei ist zu wissen, was Kreativitätstechniken eigentlich leisten.
Sie…
- … erhöhen die Ideenmenge pro Zeiteinheit des Denkens.
- … sind keine Garantie für das Finden der gewünschten „Lösung“.
- … erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass neue, brauchbare Ideen gefunden werden um ein Vielfaches.
- … sind Suchregeln, die Gedanken im Einzelnen oder in der Gruppe anregen.
Um nun nachhaltige Ideen zu finden, kann ich für den Anfang drei verschiedene Kreativitätstechniken empfehlen. Diese können entweder allein oder kombiniert in einem Innovations-Workshop dafür sorgen, dass die Teilnehmenden kreativ werden und möglichst viele Ideen zur definierten Leitfrage finden:
1. Brainwriting-Pool – den eigenen Wissenspool nutzen
Bei dieser Methode schreibt jeder still für sich Ideen auf Postits. Anschließend werden die Ideen im Kreis weitergegeben und von den anderen Teilnehmenden weiterentwickelt. Mehr zur Methode und eine Anleitung findest du hier in unserem Innovation Wiki.
2. SDG Impulse Cards – was andere bereits tun
Die verrochio SDG Impulse Cards verhelfen mit kurzen, konkreten Impulsen zu jedem der 17 UN Sustainable Development Goals zu Ideen für mehr Nachhaltigkeit im Unternehmen. Über einen QR Code auf den Cards ist eine Sammlung von Beispielen anderer Unternehmen direkt zugänglich. Die Karten können den Teilnehmenden entweder gleich als Einstieg zu neuen Ideen verhelfen oder zwischendurch neue Impulse eröffnen.
3. Sustainable Inspiration Cards – kurze, nachhaltige Inspirationen
Die verrocchio Sustainable Inspiration Cards geben kurze, neue nachhaltige Blickwinkel und sind mit 130 Karten ein Sammelsorium an externen Inspirationen, um Ideen ökologischer und sozialer zu denken. Teilnehmende werden dazu angeregt, über ihren eigenen Tellerrand zu schauen und sich Nachhaltigkeit aus verschiedensten Perspektiven zu nähern.
Um den Horizont der Teilnehmenden zu erweitern und externe Impulse und Inspirationen zu geben, kannst du auch mit eigener Recherche inspirierende Beispiele von Unternehmen, die innovative nachhaltige Praktiken eingeführt haben, suchen und zusammenstellen. Wichtig ist: Wenn die Ideen zu generisch und wenig ambitioniert bleiben, solltest du den Teilnehmenden Anreize bieten, um aus ihrem gewohnten Denkmuster auszubrechen.
Open Innovation und Crowdsourcing für Nachhaltigkeit
Um die Vielzahl von Perspektiven, Fachwissen und kreativen Ansätzen weiter zu erhöhen und über die Grenzen des eigenen Unternehmens hinauszugehen, sind Open Innovation und Crowdsourcing neben internen Innovation-Workshops weitere große Werkzeuge, um nachhaltige Ideen und Lösungen zu generieren.
Open Innovation bezeichnet den systematischen Zugang zu externem Wissen und Ideen zur Förderung von Innovationen. In Bezug auf Nachhaltigkeit kann dies bedeuten, mit Universitäten, Start-ups, NGOs oder sogar Wettbewerbern zusammenzuarbeiten, um neue umweltfreundliche Technologien zu entwickeln, nachhaltige Geschäftsmodelle zu erkunden oder soziale Auswirkungen zu minimieren. Dazu gehören beispielsweise Forschungsprojekte mit Hochschulen, um nachhaltige Materialien zu erforschen oder die Zusammenarbeit mit Start-ups, die innovative Lösungen für eine grüne Wirtschaft entwickeln.
Crowdsourcing hingegen bezieht sich auf die Einbindung einer breiten Masse von Menschen in den Innovationsprozess, sei es durch Ideenwettbewerbe, Kundenfeedback oder Co-Creation-Workshops. So können Unternehmen ihre Kund:innen zu einem Innovation-Workshop einladen, um in einer „Co-Creation“ gemeinsam nachhaltigere Lösungen für ihre Produkte/Services zu finden. Somit wird gleich die Kundenperspektive mit einbezogen, um weiterhin wertvolle Produkte/Services für Kund:innen, aber auch den Planeten zu entwickeln.
Die Einführung von Open Innovation und Crowdsourcing setzt allerdings voraus, dass Unternehmen bereit sind, Kontrolle abzugeben, Transparenz zu schaffen und externe Beiträge wertzuschätzen. Außerdem muss der Geschäftsführung bewusst sein: Wenn eine solche Vielfalt an Ideen durch Innovation-Workshops, Open Innovation und Crowdsourcing erarbeitet wird, besteht auch die Erwartung, dass Ideen davon in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden.
Ohne Umsetzung bringt´s nichts
Ja – Ideenfindung und die eigenen Kreativität (wieder-)zu entdecken macht Spaß, aber es erfordert auch eine anschließende, effektive Ideenauswahl, um die Ressourcen auf die richtigen Projekte zu allokieren und sich nicht zu übernehmen. Dabei sollte u.a. berücksichtigt werden:
- welche Ideen zahlen auf unsere Strategie ein
- welche Ideen haben den größten sozialen/ökologischen Impact
- welche Ideen sind neu und nachhaltig in unserer Branche oder sogar auf der Welt
- welche Ideen haben ein großes ökonomisches Potenzial
- welche Ideen sind in Zeitraum xxx mit Budget xxx mit welcher Teamgröße umsetzbar
Denn noch so viele nachhaltige Ideen und Lösungen bringen nichts, wenn die erfolgversprechendsten nicht in konkrete Aktionen und Projekte umgesetzt werden. Andernfalls können die Ideenfindungen schnell als „Innovationstheater“ und „Greenwashing“ abgetan werden und die Frustration der Mitarbeitenden steigt.
Wer als Unternehmen A sagt (ich will neue, nachhaltige Ideen und Lösungen finden), muss auch B sagen (ich setze ausgewählte Ideen um und zeige, dass wir Nachhaltigkeit ernsthaft verfolgen).