Die Technik eignet sich typischerweise sehr gut für die Evaluierungsphase einer Idee. Sie kann in Innovationsworkshops eingesetzt werden oder auch bei Meetings, wo Ideen und Entscheidungen gemeinsam diskutiert werden sollen.
Ein Teilnehmer oder eine Gruppe übernimmt dabei zu einem vorgegebenen Thema oder einer Idee die Rolle des Advocatus Diaboli und versucht, die anderen Teilnehmer oder Gruppen durch seine kontroverse Argumentation zu überzeugen. Anschließend diskutieren alle Teilnehmer darüber, wo überzeugt wurde und wo nicht und warum das vielleicht so war. Durch die Advocatus-Diaboli-Haltung sollen verschiedene Sichtweisen zu einer Herausforderung entwickelt werden. Die Teilnehmer sollen dabei Standpunkte ändern und auch bewusst wechseln. Das geplante Projekt beziehungsweise die Idee wird bewusst kontrovers diskutiert.
Diese Methode hat durchaus Ähnlichkeiten mit der 6 Hüte Methode von De Bono, aber ist durch nur eine Haltung sehr viel einfacher gestrickt. Wer auf ähnlich einfache Art und Weise die positive Seite mit einbringen möchte, sollte einmal die PMI – Methode ausprobieren.
Wo kommt der Begriff Advocatus Diaboli her?
Ein Advocatus Diaboli ist eine Person, die ganz bewusst eine Gegenposition vertritt und so häufig auch Partei für die eher kritische Seite ergreift. Advocatus Diaboli (lateinisch für „Anwalt des Teufels“) ist ein alter Ausdruck und bezeichnet ursprünglich in der römisch-katholischen Kirche die Person, die im Verfahren der Selig- beziehungsweise Heiligsprechung Argumente gegen die besprochene Persönlichkeit zu sammeln und vorzutragen hatte. Der Gegenspieler war der Advocatus Angeli, welcher für die Seligsprechung argumentierte. Im weiteren Sinne bezeichnet man im Bereich der Rhetorik jemanden als Advocatus Diaboli, der mit seinen Argumenten die Position der Gegenseite vertritt, ohne ihr selbst anzugehören. Häufig findet man auch die falsche Bezeichnung Advocatus Diabolus. Der Teuflische, der hier gemeint ist, hieße aber im Lateinischen richtiger Weise Diabolicus (soweit zur Historie der Methode).
Wann setze ich die Methode ein?
Advocatus Diaboli ist eine Methode, die vor allem dann eingesetzt werden sollte, wenn im Team eine Art Gruppenzwang-Kultur herrscht. Insbesondere im Kontext digitaler Transformation ist es bei Projektentscheidungen wichtig, einem vorschnellen Konsens einer Gruppe entgegenzuwirken. Dabei kann Advocatus Diaboli unterstützen. Die Methode hilft, kognitive Verzerrungen, dysfunktionale Überzeugungen, sowie negative Glaubenssätze aufzudecken. Insbesondere bei Entscheidungen, die in Gruppen getroffen werden, kann es zu verschiedenen ungewollten Gruppendynamiken kommen. So können sich beispielsweise dominantere oder hierarchisch höher gestellte Personen leichter durchsetzen, ohne unterschiedliche Alternativen zu prüfen.
Ein anderes Phänomen ist das Harmoniebedürfnis der Gruppe. Auf solcher Basis entstandener Konsens kann aber kontraproduktiv sein. Wenn jemand in einer solchen Kultur eine andere Meinung vertritt, wird er oft als Nörgler bewertet.
Damit solchen Situationen vorgebeugt werden kann, ist es sinnvoll, Advocatus Diaboli in Entscheidungsprozessen und auch bei der Lösungsfindung einzusetzen, denn sie hilft, die Ideen kontrovers zu betrachten. Sozusagen ist die Methode Advocatus Diaboli als institutionalisierte Kritik einzuordnen.
Wie setze ich die Methode ein?
Nachfolgend beschreiben wir detailliert, wie Advocatus Diaboli eingesetzt werden kann. Dazu gibt es Erfahrungen von Experten aus dem Methodeneinsatz und eine Einschätzung, wie KI beim Einsatz der Methode helfen kann.